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Die offizielle Website von Andrew Vachss

 

H A I K U

Ein Roman von Andrew Vachss

 

 

HAIKU ist Andrew Vachss' erster Roman nach dem Ende der Burke-Reihe.

 

Noch nicht auf Deutsch erschienen.

 

Video-Trailer zu HAIKU

Die Priester hatten uns gelehrt, dass jeder Mensch ein persönliches Haiku hat, ein Haiku, das aus seinem Innern empordringen muss. Ein Meister des Haiku mag in seinem Leben beauftragt sein, tausende von Haiku zu schaffen. Doch nur eines könne wahrhaft seinen eigenen Geist ausdrücken.

Der Priester, der mir das erzählte, zeigte mir später sein eigenes Haiku. Als ich versuchte, meinen Respekt für sein Werk zu zeigen, erklärte er mir leise, dass das Haiku noch nicht fertig sei. Er würde fortfahren, daran zu arbeiten, für immer nach Perfektion suchen.

"Wann wird es fertig sein, Meister?", fragte ich.

"Perfektion kann von Menschen nicht erreicht werden", sagte er mir. "Unsere höchste Berufung ist das Streben nach Vervollkommnung. Mein Haiku wird fertig sein, wenn ich sterbe, aber es wird niemals perfekt sein."

Als Chica starb—nein, als meine Abkehr von Dem Weg ihr Leben verwirkte—zerriss ich das Haiko, das ich über Jahrzehnte verfasst hatte.

Nun habe ich ein anderes begonnen. Eins der Wahrhaftigkeit. Seither habe ich es unzählige Male umgeschrieben.

Es ist unzulänglich. Ich kämpfe mich voran. Vielleicht wird es mir nie möglich sein auszudrücken, was in mir ist. Ich kann nicht wissen, wie viel Zeit mir bleibt, dies zu tun. Ich weiß nur, dass ich Buße tun muss, bevor ich gehe, oder ich werde den anderen Flug antreten und das Haiku eines Mannes ohne Ehre tragen.

Ich erkenne, dass die Abkehr von weltlichen Gütern keine wahre Sühne ist. Viele tun das, alle aus ihren eigenen Gründen. Meiner ist, dass ich wieder der Mann werden muss, der ich war, und so muss ich all mein Sein auf diese eine Aufgabe konzentrieren.

Ich habe meinen Weg begonnen. Möge es der Weg des Kriegers werden, für den ich mich einst hielt.

Ich muss gehen, bis mein Haiku den Geist eines Mannes widerspiegelt, der die Liebe seiner Mutter ehrt, denn nur dann darf ich Chica "Tochter" nennen, wenn ich sie wiedersehe.


American Psychos: Clayton Moores Rezension von Haiku

Ursprünglich veröffentlicht in Bookslut, Oktober 2009

 

Manchmal kann die Unterbrechung einer Serie nicht nur ein Kurswechsel sein, sondern geradezu eine Offenbarung. Das war meine Erfahrung mit Andrew Vachss' Romanen außerhalb der Burke-Serie. Versteht mich nicht falsch: Hin und wieder mag ich einen guten Burke-Roman und Another Life, der Schlusspunkt unter der Burke-Reihe aus dem vergangenen Jahr, war der goldene Abschluss einer Hammer-Serie. Doch irgendwie fand ich stets mehr Gefallen an den anderen Werken des Autors, vielleicht, weil die Freiheit, nicht am Vertrauten kleben zu müssen, ihn in interessante Richtungen treiben lässt.

Das war im Jahr 2003 bei The Getaway Man (dt. Der Fahrer) der Fall – einem Buch das gleichzeitig so zerbrechlich wie unerschütterlich wirkte, dass es sehr gut zu den Pulp- Taschenbüchern des Hard Case Crime gepasst hätte, wenn es den Begriff damals schon gegeben hätte. Two Trains Running lässt Vachss ungezügelt durch seine eigene Lesart der amerikanischen Geschichte ziehen – eine, die verstörend und befremdlich erscheint, denn anders als bei Ellroy beruhen Vachss' Versionen von Geschehnissen fast immer auf absolut unglaublichen Wahrheiten.

Ebenso schön ist es zu sehen, was der Autor in seinem neuesten Experiment, Haiku, entfesselt, dessen vorrangige Aussage sich nicht aus den Nischen einer abgehobenen Inspiration formt, sondern aus dem ganz realen Ausschütten von immer mehr Obdachlosen auf Amerikas Straßen infolge der kommunalen Finanzkrisen.

Haiku stellt uns ein Ensemble faszinierender Charaktere vor: Einen losen Zusammenschluss von Nicht-Sesshaften, die aus reiner Notwendigkeit zusammengefunden haben, die kämpfen, nicht nur die Straßen zu überleben, sondern auch ihre eigenen überempfindlichen, labilen Persönlichkeiten. Zu ihnen gehört Michael, ein früherer Finanzjongleur, der alles verloren hat und sein Leben in Anbetung der einen unerreichbaren Sache verbringt, die ihn mit Gewissheit retten könnte; Lamont, ein ehemaliger Sträfling und gelegentlicher Straßendichter; Target, der nur in sich reimendem Kauderwelsch sprechen kann; Brewster, der seine Medikamente verkauft, um seinem Drang nach Büchern nachgehen zu können; und Ranger, ein Veteran, der seine Wahrnehmung der Welt so anpasst, dass sie zu seiner Umgebung und seinem Selbstbild passt.

Ihre einzigartigen Persönlichkeiten verleihen dem Buch eine unheimliche Vielfalt und sie alle werden eingefangen in Ausbrüchen poetischer, minimalistischer Prosa und den Zwiegesprächen von Ho, einem verstoßenen Sensei, der, wie er erklärt, nicht das ist, was er zu sein scheint.

Ich heiße nicht Ho. Ich habe diese Welt ohne einen Namen betreten. Einen Namen brauchte ich so wenig wie eine Anrede.

Es war Ranger, der mir einen Namen gab. Ich begegnete ihm einige Wochen, nachdem ich meinen Weg begann. Normalerweise trieb ich mich am Rand der einen oder anderen Gruppe herum. Nicht auf der Suche nach Zugehörigkeit, aber auf der Suche nach .... ich wusste nicht, wonach. Eines Nachts ging ein Mann auf eine Gruppe zu, die ziellos herumstand, darauf wartend, dass die Dunkelheit die Stadt bedeckt, bevor sie sich einen sicheren Platz zum Schlafen suchten. Ich beobachtete, wie einer nach dem anderen sich von der Gruppe löste.

"Wie kommt's, dass du dich nicht verziehst?" fragte mich der Mann, den ich später als Ranger kennenlernen sollte.

"Ich versuche noch herauszufinden, warum die anderen gegangen sind", erwiderte ich.

"Ich bin ein verdammter Psychopath", meinte er, wie zur Erklärung.

"Ah."

Gewiss, es steckt ein erzählerischer Zweck hinter der Prosa – dem "Trojanischen Pferd", wie Vachss sein unterschwelliges Bestreben gerne nennt: Andrew tut nie etwas ohne Grund. Und doch ist es elegant, traurig und lustig zugleich – und mit schlanken 211 Seiten eine willkommene Ergänzung eines kühlen Herbstabends.

Und hier setze ich euch ab, bei Zynikern und Psychopathen, Bilderstürmern und gefallenen Engeln. Wenn das nicht Amerika ist, dann weiß ich nicht, was sonst.

Clayton Moore hält es mit Mark Twain, wenn es um Patriotismus geht. Zuflucht vor den Schurken sucht er unter claywriting.blogspot.com.



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