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Der Fall Dutroux- der Prozess

Zweite Prozesswoche

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Das Urteil: hier clicken

Der Chefermittler in der belgischen Dutroux-Affäre hat den Verdacht politischer Einflussnahme bei der Aufklärung der Mädchenmorde zurückgewiesen. Untersuchungsrichter Jacques Langlois am Montag vor dem Schwurgericht: "Ich war bei meiner Tätigkeit keinerlei Druck ausgesetzt - weder von Seiten der Gendarmerie noch von Seiten der Politik."

Die Befragung von Langlois und drei Fahndern nährte zugleich neue Zweifel, ob die Polizei Mitte der 90er Jahre alles Nötige zum Auffinden der entführten Kinder getan hat. Langlois sagte, vor den Entführungen hätten drei Informanten der Polizei in Charleroi von Dutroux' Absichten und dessen Plänen zum Bau eines Kinderverstecks in seinem Keller berichtet. Im Dezember 1995 stellte die Polizei zudem ein Video zu Bauarbeiten im Zusammenhang mit dem Verlies sicher, in dem damals zwei später verhungerte Kinder eingesperrt waren und zwei andere Mädchen anschließend gefangen gehalten wurden. Erst zwei Tage nach der Festnahme des einschlägig vorbestraften Kinderschänders Marc Dutroux wurden die beiden überlebenden Mädchen in dessen Keller gefunden.

Am Prozess hat erstmals eines der Opfer Dutroux` teilgenommen. Die 22-jährige Laetitia Delhez ist eine von zwei jungen Frauen, die die Torturen in einem Kellerverlies Dutroux' überlebten und wohnte dem Prozess am Dienstag bei. Dutroux und ein Komplize hatten die damals 14-Jährige am 9. August 1996 im südbelgischen Ort Bertrix entführt und sie in das Versteck gebracht, in dem bereits seit mehr als zwei Monaten die 12-jährige Sabine Dardenne gefangen war. Sechs Tage später wurden die beiden Mädchen befreit. Laetitia soll am 5. April aussagen, vier Tage nach Sabine.

Ermittlungsrichter Langlois hat im Prozess die Eltern und Geschworene mit grausamen Details über die Ermordung von zwei Mädchen erschüttert. Die beiden Mädchen An und Eefje seien nach mehrfachen Vergewaltigungen lebendig begraben worden. Die Leichen wurden nach der Festnahme Dutroux' im August 1996 auf einem Grundstück gefunden. Die Körper waren extrem abgemagert. Über Ans Kopf war ein Plastiksack gestülpt und hermetisch verschlossen worden, ihre Arme waren mit Klebeband gefesselt. Sie wurde mit starken Rauschmitteln betäubt. "Die Mädchen starben erst unter der Erde", sagt der Untersuchungsrichter. Vor seiner Aussage warnte er die anwesenden Väter von An und Efje: "Was Sie hören werden, ist hart und anstrengend. Meine Aussage spiegelt nichts Menschliches wider." Marc Dutroux hatte zusammen mit dem ebenfalls angeklagten Michel Lelievre die Mädchen als Anhalterinnen am 22. August 1995 in Ostende entführt. Die beiden Tramperinnen seien mit Schlaftabletten betäubt worden und in Dutroux' Haus gebracht worden. Dort seien sie mehrmals vergewaltigt worden.

Im Prozeß gegen Dutroux werden die Aussagen seiner Ex-Frau immer wichtiger. Im ersten Entführungsfall beruht die Anklage ganz wesentlich auf den Angaben der heute geschiedenen Dutroux-Ehefrau und Mitangeklagten Michelle Martin. Dies erläuterte Untersuchungsrichter Jacques Langlois am Dienstag. Die einzige Augenzeugin für das Verschwinden der beiden achtjährigen Mädchen Julie und Mélissa im Juni 1995, eine ältere Dame, habe den oder die Täter nicht eindeutig beschreiben können. Michelle Martin hat nach Darstellung Langlois auch wesentlich dazu beigetragen, daß die beiden Mädchen im Kellerverlies eines Dutroux-Hauses verhungerten. Wie der Untersuchungsrichter während der Verhandlung in Arlon aussagte, habe Martin während einer Haftzeit Dutroux' wochenlang gezögert, bevor sie den Mädchen zu essen und zu trinken brachte. Nach eigenen Worten habe sie das Kinderversteck wieder verbarrikadiert, ohne Julie und Mélissa überhaupt gesehen zu haben. Später habe sie nur noch die Schäferhunde gefüttert und an der Wand nach Geräuschen der eingesperrten Kinder gehorcht.

Dutroux hatte in den Tagen zuvor die Entführung der beiden Achtjährigen bestritten. Die Kinder seien ihm gebracht worden, sagte er. In seiner ersten Wortmeldung vor dem Schwurgericht hatte Dutroux in diesem Zusammenhang erstmals den Mitangeklagten Michel Nihoul beschuldigt, für die Entführungen verantwortlich zu sein. Nihoul bestreitet jede Tatbeteiligung.

Jacques Langlois, Chefermittler der Dutroux-Untersuchungen, erläuterte den Geschworenen die Entführungen und Schändungen von Sabine und Laetitia. Beide Mädchen haben das Martyrium überlebt. Laetitia wohnte dem Prozess erneut bei. Langlois entlastete vor allem Michel Nihoul, der nichts mit den Entführungen zu tun habe. Dutroux beschrieb der Chefermittler hingegen als "perversen Manipulator", der mit den Todesängsten der Mädchen gespielt habe und sich als Beschützer vor einem nicht existierenden "Netzwerk-Chef" ausgegeben habe .

Dann sprach er von Sabines Tagebuch, das von Dutroux unentdeckt blieb. Sabine habe genau Buch über ihr Martyrium geführt: So stünden Kreuze im Tagebuch - ein "Journal de classe" - , wenn Dutroux das Mädchen "nervte". Sterne stünden für große Schmerzen. Dass Dutroux nicht nur als Manipulator gilt, sondern auch einer war, wird anschließend aus den zahlreichen Briefen ersichtlich, die der mutmaßliche Kinderschänder aus Charleroi Sabine schreiben ließ. Vermeintlich an ihre Eltern. Dabei machte Dutroux Sabine - wie schon Julie und Melissa - einmal mehr weis, dass er ihr Beschützer sei. Er gehöre nämlich einer Bande an, die sie entführt habe. Und nun wolle der "Chef" der Bande Lösegeld von den Eltern von Sabine. Da diese aber nicht zahlen wollten, wolle der "Chef" sie umbringen. Er, Dutroux, wolle ihr jedoch "nichts Böses" und werde sie beschützen. Das damals zwölfjährige Mädchen schrieb daraufhin fleißig Briefe an ihre Eltern. Sabine entwickelte sogar Schuldgefühle. Und fühlte sich auch noch von ihren Eltern verlassen, weil Dutroux ihr weismachte, dass sie das - nie geforderte - Lösegeld nicht bezahlen wollten. Dann las Langlois aus den Briefen vor: "Ich war egoistisch und gemein. Verzeiht mir!" Oder: "Ich bin traurig und unglücklich. Ich glaube, ich werde Euch nicht wiedersehen. Gebt mich nicht auf. Denkt an Eure Binou!"

Langlois konzentrierte sich besonders auf die noch ungeklärte Rolle von Michel Nihoul bei der Entführung von Laetitia. Dutroux hatte mit seiner Aussage am dritten Prozesstag Nihoul schwer belastet und als "Bandenchef" des "Nihoul-Netzwerks" bezeichnet. Mit Nachstellungen und Vergleichen der Terminkalender - beruhend auf zahlreichen Zeugenaussagen und Elementen des Dossiers - von Nihoul, Dutroux, Martin und Lelièvre sowie mit unzähligen Telephonverfolgungen zeigte der Chefermittler auf, dass es "keine Elemente" gebe, die Nihoul in dieser Angelegenheit beschuldigten. Dabei widerlegte Langlois auch zahlreiche Zeugenaussagen, die Nihoul belasten. So etwa auch die Aussage einer flämischen Familie, die Dutroux, Lelièvre, Martin und Nihoul zusammen in Bertrix gesehen haben will. Die zahlreichen Telephonate zwischen Dutroux, Lelièvre und Nihoul im August 1996 hätten mit der Entführung nichts zu tun gehabt. Es sei tatsächlich lediglich um die Reparatur des Audi 80 von Nihoul gegangen. Zumindest sei dies seine "provisorische Schlussfolgerung".

Im Hinblick auf Martin und Lelièvre brachte die Langlois-Aussage kaum neue Erkenntnisse. Lelièvre wird in seiner Handlanger-Rolle bestätigt. Martin sei zwar nicht direkt impliziert gewesen, habe aber Bescheid gewusst und nichts gegen die Entführungen und Vergewaltigungen unternommen. Dies gelte auch für die von Dutroux geschändeten slowakischen Mädchen Yanka und Eva.

Gerichtspräsident Stéphane Goux lehnte den Antrag der Dutroux- und Nihoul-Verteidigung ab, den ehemaligen Präsidenten der parlamentarischen Dutroux-Untersuchungskommission, Marc Verwilghen, in den Zeugenstand zu rufen. Seine Aussage trage nichts zur Wahrheitsfindung bei.

Doch kein Einzeltäter?

In einem Bericht der "Welt" vom 08. März 2004 berichtet diese, dass ihr die Ermittlungsakte 8257/01 des Staatsanwaltes und Dutroux-Anklägers Michel Bourlet vorliege. In der Akte seien die Verbindungen von Marc Dutroux in die internationale Kinderpornoszene dokumentiert. Die Akte liege auch Scotland Yard und dem belgischen Justizministerium vor und belege, dass Dutroux mit einem europaweit agierenden Kinderschänderring zusammengearbeitet habe. In der Ermittlungsakte würden Sexualmorde an mehreren Kindern erwähnt, darunter der an einem deutschen Jungen bei einer gefilmten Vergewaltigung in Amsterdam. Der Akte seien Fotos und Filme mit Sexualverbrechen an Kindern auf 20 CD-Roms beigefügt

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