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Der Fall Dutroux- der Prozess

Die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Nebenklägern

Die achtjährige Vorgeschichte des Falles Dutroux bis zur Prozesseröffnung hier clicken

Der Ablauf der vorangegangenen Prozesswochen: hier clicken

Das Urteil: hier clicken

 

Opferanwalt fordert lebenslange Haft

Im belgischen Mädchenmordprozeß steht die Schuld des Kinderschänders Marc Dutroux nach Überzeugung mehrerer Nebenkläger fest. In den ersten Plädoyers nach zwölf Wochen Beweisaufnahme forderten die Anwälte am Montag in Arlon lebenslange Haft für den Hauptangeklagten. „Dutroux ist ein Monster. Wie viele Leben hat er in seinem unnützen und verfluchten Leben zerstört“, sagte Rechtsanwalt Joris Vercraeye. Er vertritt den Vater von Eefje Lambrecks, die wie fünf andere Mädchen Mitte der 90er Jahre entführt wurde. Dutroux und seine Helfer verdienten die höchste Strafe, sagte Vercraeye. Der Jurist sprach von einem „teuflischen Trio“, dem neben Dutroux dessen frühere Frau Michelle Martin und der Komplize Michel Lelièvre angehörten. Alle drei hätten große Greueltaten begangen, bereuten diese aber nicht: „Ich habe nicht eine Träne gesehen im Glaskasten der Angeklagten“, sagte Vercraeye. Er gab den Ermittlern eine Mitschuld am Ausmaß der Verbrechen: „Eefje wäre noch am Leben, wenn es die Rivalitäten zwischen den Polizeidiensten nicht gegeben hätte. Das erfüllt uns mit Bitterkeit.“ Dies sei zwar nicht Gegenstand des Dutroux-Prozesses. Er habe aber eine Klage gegen den belgischen Staat eingereicht, weil dieser die Verfehlungen der Polizisten nicht bestraft habe.

Kein perverser Einzeltäter

Rechtsanwalt Paul Quirynen, der die Eltern der ermordeten 17jährigen An Marchal vertritt, forderte Schuldsprüche gegen Dutroux und die drei Mitangeklagten in allen Punkten der Anklage. Quirynen bedauerte, daß „viele Komplizen in diesem Fall nie verfolgt worden sind“. Es sei zu einfach, Dutroux als perversen Einzeltäter zu bezeichnen, sagte der Anwalt. „Das diabolische Ritual ihres Ehemanns hat ihnen Vergnügen bereitet“, sagte Quirynen an die Adresse von Michelle Martin. An den Mitangeklagten Nihoul gewandt erklärte der Anwalt: „Ihre Hände sind schmutzig und bleiben es bis ans Ende ihres Lebens.“ Opferanwalt Quirynen sprach unter Berufung auf den früheren Justizminister Marc Verwilghen und Kardinal Godfried Danneels von Netzwerken, die den Schutz der Täter organisiert hätten. So seien Spuren zu einem verdächtigen Hotel in Blankenberge nicht weiter verfolgt worden, um „die Mafia von Charleroi“ nicht zu stören.

Der Vater der ermordeten An, Paul Marchal, forderte die Bestrafung aller Angeklagten. In einem bewegenden Plädoyer sagte Paul Marchal, er könne sich vorstellen, dass der die Angeklagten im Gerichtssaal schützende Glaskäfig langsam mit Wasser gefüllt werde. "Aber es beruhigt mich, dass dies nur eine Vorstellung ist und meine Vernunft die Oberhand behält", fügte er hinzu. An der Schuld aller Angeklagten hat Paul Marchal keinen Zweifel. Auf Dutroux ging er kaum noch ein. Zu dessen Ex-Frau Michelle Martin, die sich in dem Verfahren als völlig abhängig von Dutroux präsentiert hatte, sagte er:

"Für die Mutter Martin war es wichtig, die Hunde zu füttern. Die Kinder aber ließ die Mutter in ihrem Verlies verrecken." Er bezog sich auf eine Periode, in der zwei Kinder - darunter seine achtjährige Tochter An - bereits in Dutroux' Gewalt gewesen sein sollen, der mutmaßliche Entführer aber vorübergehend im Gefängnis saß.

Auch der Vater der getöteten Julie hat das Wort ergriffen - und per Interview Verteidiger und Richter scharf kritisiert. Der Untersuchungsrichter Jacques Langlois habe viele Fragen nicht richtig gehandhabt und zu viele Spuren nicht richtig verfolgt, sagte Jean-Denis Lejeune der "Welt am Sonntag". Der Vorsitzende Richter Stéphane Goux sei außerdem nicht weit genug gegangen: "Er hat Angeklagte und Zeugen nicht ausreichend miteinander konfrontiert." Während der 14 Prozesswochen hat laut "Welt am Sonntag" nicht das Ehepaar Dutroux Vater Lejeune wütend gemacht, sondern die Verteidiger. Er bezeichnete die Rechtsanwälte Xavier Attout und Olivier Sluzny als "unanständig", weil sie keinen Respekt vor den Opfern und dem Schmerz von Vätern, Müttern und Geschwistern gezeigt hätten. Nur Dutroux' Starverteidiger Xavier Magnée habe sich anständig benommen. Als "schmerzhaftesten Moment des Prozesses" empfand Jean-Denis Lejeune nach Angaben der Zeitung den Ortstermin im Keller von Marc Dutroux' Haus, wo seine Tochter Julie vor ihrem Tod eingesperrt und gequält

Laut George-Henri Beauthier, Anwalt des überlebenden Entführungsopfers Laetitia Delhez, habe der zuständige Untersuchungsrichter viele Hinweise auf Hintermänner des vorbestraften Kinderschänders Marc Dutroux beiseite geschoben. Hinter den Straftaten seien „andere Wahrheiten verborgen“. Sein Kollege Jan Fermon beschuldigte belgischen Presseberichten zufolge zudem die Polizei, einen „Schutzgürtel um Marc Dutroux“ gelegt zu haben. Die Delhez-Anwälte zogen dementsprechend völlig andere Schlüsse aus der 400.000 Seiten starken Ermittlungsakte als Untersuchungsrichter Jacques Langlois. So sei es unmöglich, daß die beiden achtjährigen Mädchen Julie und Mélissa während einer 106 Tage dauernden Haftzeit von Dutroux allein in dessen Keller überlebten. „Es ist schon möglich, daß Marc Dutroux bei seiner Rückkehr Julie und Mélissa lebend angetroffen hat“, sagte Beauthier. „Aber wann und von wem sind sie dann in das Verlies zurückgebracht worden?“ Die Leichen der Kinder wurden später auf einem Dutroux-Grundstück ausgegraben.

Für Beauthier und Fermon zeigen auch die Drogengeschäfte des Mitangeklagten Michel Nihoul und dessen häufige Telefonate mit Dutroux, daß alle vier Beschuldigten zusammen eine Bande bildeten. Der mehrfach vorbestrafte Betrüger Nihoul habe sich stets auf hochstehende Persönlichkeiten berufen, um andere unter Druck zu setzen und sich selbst zu schützen. Der Hauptangeklagte Dutroux sei letztlich von Polizeikreisen geschützt worden, sagte Fermon. Chefermittler Langlois habe in den jahrelangen Nachforschungen aber Spuren zu Hintermännern und Mittätern ignoriert.

Staatsanwalt fordert Verurteilung aller Angeklagten

Die Staatsanwaltschaft hat die zwölf Geschworen aufgefordert, alle vier Angeklagten in insgesamt rund 250 Punkten schuldig zu sprechen. Staatsanwalt Michel Bourlet forderte für Marc Dutroux lebenslange Haft, für dessen Ex-Frau Michelle und den Komplizen Michel Lelièvre jeweils 30 Jahre. Unklar ist die Rolle des vierten Angeklagten, des Geschäftsmanns Michel Nihoul. Er soll an der Entführung der damals 14-jährigen Laetitia Delhez beteiligt gewesen sein, die zusammen mit der zwölfjährigen Sabine Dardenne dem Tod im Keller knapp entkam. Für ihn forderte Bourlet 20 Jahre Haft. Der Staatsanwalt sah in seinem Plädoyer alle 32 Punkte der Anklage als erwiesen an. Die Geschworenen sollten deshalb auf fast alle Fragen, die ihnen dazu am Ende des Prozesses vorgelegt würden, mit Ja antworten. Das gelte auch für die Frage, ob der mehrfach vorbestrafte Betrüger Nihoul als Auftraggeber der letzten Entführung im Sommer 1996 anzusehen sei, betonte Bourlet. Der Staatsanwalt räumte ein, die Wahrheit über die Entführung der beiden Achtjährigen Julie und Mélissa im Juni 1995 nicht zu kennen. Es gebe aber eine Reihe von Hinweisen auf eine Tatbeteiligung des Hauptangeklagten Dutroux, sagte Bourlet.

Der Prozess habe handfeste Beweise für die Liste der Taten erbracht, die Dutroux, dessen Ex-Frau Michelle Martin, Nihoul und die "rechte Hand" des Hauptangeklagten, Michel Lelièvre, vorgeworfen würden. Die vier Beschuldigten seine eine "Verbrecherbande" Nicht nur der Hauptangeklagte Marc Dutroux, auch seine frühere Ehefrau Michelle Martin, sowie die als treue Komplizen dargestellten Michel Lelièvre und Michel Nihoul trügen Verantwortung für die Mitte der neunziger Jahre verübten Verbrechen.

Erwartungsgemäß wies Staatsanwalt Bourlet Dutroux die Hauptverantwortung für die Verbrechen zu. Er warf aber den drei Mitangeklagten vor, sie hätten versucht, Schuld auf Dutroux abzuladen. Die Übergabe von Rauschgift an den mitangeklagten Dutroux-Handlanger Michel Lelièvre durch Nihoul im August 1996 wertete Staatsanwalt Bourlet wie auch Opferanwälte als Belohnung für die Entführung.


In einem an die Medien lancierten Brief stritt Dutroux jede pädophile Neigung ab. Er habe keine sexuelle Neigung zu Kindern oder Jugendlichen, heißt es in vom belgischen Privatsender AB3 veröffentlichten sechsseitigen Schreiben. Die Vergewaltigung der zwölfjährigen Sabine Dardenne bezeichnete Dutroux als "Ausrutscher".

zu den Plädoyers der Verteidigung

 


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