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Der Fall Dutroux- der Prozess

Die achtjährige Vorgeschichte des Falles Dutroux bis zur Prozesseröffnung hier clicken

Die Plädoyers: hier clicken

Das Urteil: hier clicken


erste Prozesswoche vom 01.03.bis 05.03.2004:
Der mutmaßliche Kindermörder und Vergewaltiger Marc Dutroux hat sich am ersten Tag seines Prozesses unbeteiligt gegeben. Der 47-Jährige antwortete im Schwurgericht im südbelgischen Arlon emotionslos auf Fragen und legte zwischenzeitlich sogar den Kopf auf die verschränkten Arme. Dutroux und die drei Mitangeklagten mussten sich zunächst Fragen nach Namen, Alter und Beruf stellen. Dutroux antwortete mit tonloser Stimme und wirkte über weite Strecken abwesend. Während der langwierigen Auswahl der Geschworenen döste Dutroux oftmals. "Ich glaube, ihr Mandant schläft", sagte der Präsident des Schwurgerichts zu einem der Anwälte. Dutroux` Anwalt Xavier Magnee sagte, sein Mandant schlafe sehr schlecht und nutze so viel Zeit wie möglich, um sich auszuruhen.

Der Prozess findet unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt. Im Zentrum von Arlon und rund um das Gerichtsgebäude patrouillieren mehr als 100 Polizisten. Im Umland sind weitere 200 Beamte im Einsatz. Am Ende des ersten Prozesstags wurden die zwölf Geschworenen, sechs Männer und sechs Frauen, ausgelost und vereidigt.

Die Staatsanwaltschaft untermauerte im Prozess ihre Anklage mit Details über die Vergewaltigung und Ermordung der Opfer. Staatsanwalt Michel Bourlet berichtete dem Schwurgericht in Arlon am Dienstag ausführlich über die Vorwürfe gegen die insgesamt vier Angeklagten. Dem Hauptangeklagten Marc Dutroux attestierte Bourlet, bei seinen Handlungen immer bei klarem Verstand gewesen zu sein. «Die sozialen Regeln waren ihm bekannt, er weigerte sich aber, diese anzuerkennen», sagte Bourlet.

Dutroux hörte den Ausführungen weitgehend reaktionslos zu. Der Hauptangeklagte muss sich wegen Mordes an der 17 Jahre alten An und der 19-jährigen Eefje verantworten. Zudem werden ihm Entführung, Freiheitsberaubung und Vergewaltigung der beiden Mädchen sowie der achtjährigen Julie und Melissa und der zur Tatzeit 1996 zwölfjährigen Sabine und der 14 Jahre alten Laetitia vorgeworfen. Ferner muss er sich wegen Mordes an seinem Komplizen Bernard Weinstein verantworten. Die Morde hat er bislang nicht zugegeben. Bourlet legte in der 74-seitigen Anklageschrift dar, wie die Mädchen verschleppt und in einem Kellerverlies in Dutroux' Haus bei Charleroi gefangengehalten wurden. Das Verlies hatte Dutroux so umgebaut, dass es nur über einen Gang zu erreichen war, dessen Zutritt mit einem Metallregal versteckt war. Die ein Meter breite und 2,15 Meter lange Zelle war mit einem Fernseher ausgestattet und hatte eine Schlafecke auf dem Boden.

Der Streit über ein "Geheimdossier" hat am zweiten Tag des Prozesses gegen den mutmaßlichen Kindermörder Marc Dutroux für Aufregung gesorgt. Staatsanwalt Jean-Philippe Andries wies Vorwürfe zurück, er würde der Öffentlichkeit wichtige Details des Falles vorenthalten.

Die Anwälte des Marc Dutroux haben am zweiten Prozesstag möglichen Hintermännern mit ihrer Enthüllung gedroht. Dutroux habe nicht als Einzeltäter gehandelt, sagte sein Verteidiger Xavier Magnée, ohne jedoch Namen zu nennen. Zuvor hatte der Streit über ein "Geheimdossier" für Aufregung gesorgt. "Kann man uns glauben machen, dass es kein Pädophilen-Netzwerk gab", fragte der 68-jährige Magnée in Richtung der zwölf Geschworenen mit ernster Stimme. Die Verteidigung will in dem Prozess nachweisen, dass Dutroux Auftraggeber hatte. Diese sehen sie in einem kriminellen Milieu in der belgischen Industriestadt Charleroi.

Bei seinert ersten Gerichtsanhörung hat Dutroux die ihm zur Last gelegten Morde hartnäckig geleugnet und seine eigene Schuld so weit wie möglich heruntergespielt. Die achtjährigen Mädchen Julie und Mélissa sowie die 17 und 19 Jahre alten Freundinnen An und Eefje seien ohne sein Zutun zu Tode gekommen, betonte Dutroux am dritten Tag des Prozesses. Auch den ihm vorgelegten Mord an einem Komplizen leugnete Dutroux. Damit fiel er weit hinter vorherige Geständnisse zurück. Die drei Mitangeklagten, darunter auch seine Ex-Frau, belastete der 47-Jährige dagegen schwer. Selbst gestand er lediglich, die im August 1996 lebend geretteten Sabine und Laetitia entführt und missbraucht zu haben. In der mehr als dreistündigen Anhörung betonte Dutroux, er habe keinerlei Schuld am Tod der achtjährigen Mädchen Julie und Mélissa. Nach seinen eigenen Worten fand er sie verhungert in seinem Kellerversteck, als er im März 1996 aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dort hatte er unter anderem wegen Diebstahl eine gut dreimonatige Haftstrafe abgesessen. Er beschuldigte seine Ex-Frau Michelle Martin, sich nicht wie beauftragt um die Kinder gekümmert zu haben. Den Mord an den beiden 17 und 19 Jahre alten Mädchen An und Eefje legte Dutroux einem mutmaßlichen Komplizen zur Last. Dieser habe die Mädchen mit Betäubungsmitteln eingeschläfert und sie auf einem von Dutroux' Gartengrundstücken begraben. Auch den Mord an diesem Komplizen, den Dutroux in früheren Aussagen gestanden hatte, leugnete er nun. Er räumte lediglich ein, An und Eefje sowie die zwölf und 14 Jahre alten Mädchen Sabine und Laetitia entführt zu haben. Dies sei jedoch auf Druck des Mitangeklagten Michel Nihoul geschehen, der die Mädchen einem Pädophilen-Netzwerk zuführen wollte. Zudem gestand Dutroux, Sabine und Laetitia vergewaltigt zu haben. Zum ersten Mal gab er zudem zu Protokoll, dass an der Entführung von zwei der Mädchen auch zwei Polizisten beteiligt gewesen sein sollen. Über weite Strecken sprach der Hauptangeklagte mit fester Stimme. Brüchig wurde sie nur ein einziges Mal, als Dutroux zugab: "Ich habe Fehler gemacht. Ich habe sogar Verbrechen begangen."

Der ehemalige Chefermittler Jean-Marc Connerotte erhob am Donnerstag als erster Zeuge vor dem Schwurgericht von Arlo schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Polizeibeamte hätten im Juli 1995 wichtige Informationen zur Suche nach Dutroux-Opfern zurückgehalten. Als mehr als ein Jahr später das Kinderverlies in einem Keller Dutroux' gefunden wurde, waren vier entführte Mädchen bereits gestorben. Connerotte verwies auf ein Schriftstück, das der Polizei bereits im Juli 1995 vorgelegen habe. Darin sei von Kindesentführungen, Geld und Schiebereien ins Ausland die Rede gewesen. «Ich war vom reichen Inhalt dieser Dokumente beeindruckt und ein Untersuchungsrichter, der dies gehabt hätte, wäre genauso wie ich vorgegangen», sagte Connerotte. Die Kollegin, die nach den verschwundenen Kindern Julie und Mélissa fahndete, habe aber nicht davon erfahren.
Untersuchungsrichter Connerotte war im Sommer 1996 maßgeblich an der Befreiung von zwei Mädchen aus Dutroux' Kinderversteck beteiligt. Mit Staatsanwalt Michel Bourlet hatte Connerotte die Spur zu Dutroux entdeckt, nachdem ein Mädchen in seinem Gerichtsbezirk verschwunden war. Ein Zeuge hatte sich das Kennzeichen des Entführungsfahrzeugs gemerkt, und das Vorstrafenregister wies den Verdächtigen als einschlägig vorbestraften Kinderschänder aus. Dutroux hat seine Taten nach Connerottes Einschätzung mit hoher krimineller Energie vorbereitet. Das Kinderversteck sei sehr gut getarnt gewesen, sagte der Untersuchungsrichter im Zeugenstand. «Das war wirklich von einer erschreckenden Professionalität», meinte der Jurist. Connerotte betonte, dass nach Aussage beider überlebender Mädchen sich nur der Hauptangeklagte Dutroux an ihnen sexuell vergangen hat.

Connerotte wurde wenige Wochen nach der Entdeckung der entführten Mädchen von seinen Aufgaben entbunden. Ein Spaghetti-Essen mit betroffenen Familien hatte ihm den Vorwurf der Parteilichkeit eingebracht. Ein anderer Untersuchungsrichter, Jacques Langlois, übernahm daraufhin den Fall. Langlois, der kommende Woche im Prozess aussagen soll, gab die Suche nach möglichen Pädophilen-Netzwerken hinter den Mädchenmorden auf. Connerotte betonte auch eine zwielichtige Rolle des Mitangeklagten Michel Nihoul, der einem Helfer von Dutroux einen Tag nach der Entführung des letzten Opfers Laetitia Delhez 1000 Ecstasy-Pillen übergeben habe. Zahlreiche Angaben Nihouls in seiner ersten Vernehmung hätten sich im Nachhinein als falsch, verdreht oder unvollständig erwiesen. Nihoul habe behauptet, die Vorstrafen Dutroux' zu kennen. Einen Anlass, Dutroux mit den Kindesentführungen in Verbindung zu bringen, habe Nihoul aber nicht gesehen.

Zweite Prozesswoche: hier clicken

 



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