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The Official Website of Andrew Vachss

 

Nicht ernst gemeint:

Andrew Vachss schreibt Kriminalromane—für Kinder



von Peter Pavia
Ursprünglich veröffentlicht in der New York Post, 13. August 2006


Der Lebenslauf des Anwalts und Romanautors Andrew Vachss' verleiht seinem tough-guy Image Glaubwürdigkeit. Er half die Hungersnot zu lindern, als Biafra um Unabhängigkeit kämpfte. Er leitete ein Hochsicherheitsgefängnis für gewalttätige jugendliche Straftäter und ist seit langem Mitstreiter der Kinderschutzorganisation PROTECT!, die jüngst einen gewaltigen Sieg errang, indem sie das entsetzliche "Inzest-Schlupfloch" in den New Yorker Sexualstrafgesetzen schloss.

Seine letzte Erzählung über urbane Verzweiflung, "Mask Market", ist die sechzehnte, die von Burke handelt, einem New Yorker Detektiv, der auf Mistkerle Jagd macht, die sich an Kindern vergehen. Burke trat erstmals 1985 in "Flood," (dt. "Kata") in Erscheinung und auch wenn Vachss' alter ego ein wenig in die Jahre gekommen ist, bleibt er doch der härteste der hard-boiled Privatdetektive.


Frage: Die Details in "Mask Market"  über die kriminelle Welt scheinen tödlich präzise. Wo haben Sie all das gelernt?

AV: Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie für ein Buch recherchiert. Ich weiß, was los ist. Ich habe 1986 über rücksichtslose Pädophile geschrieben, die Kinderpornographie per Modem vertreiben, bevor es das Internet überhaupt gab.

Frage: Bearbeiten Sie als Rechtsanwalt nur Fälle, die die Rechte von Kindern betreffen?

AV: Ich bin kein Fürsprecher der Kinderrechte. NAMBLA [North American Man-Boy Love Association] sagt von sich, sie trete für die Rechte von Kindern ein.

Frage: Was wäre passender?

AV: Schutz von Kindern. Wie wär's damit?

Frage: Wie viel Zeit wenden Sie für Ihre Arbeit als Anwalt auf?

AV: Diese Frage kann ich nicht ansatzweise beantworten. Prozesse enden wie Kämpfe manchmal mit einem schnellen K.O., manchmal dauern sie Monate. Man kann die Arbeit an einem Gerichtsprozess nicht anhand der Zeit messen, die man innerhalb dieser vier Wände verbringt.

Frage: Glauben Sie an Gerechtigkeit durch Selbstjustiz?

AV: Das ist ein Oxymoron. So etwas gibt es nicht. Ich halte es nicht für Gerechtigkeit, wenn ein Mob jemandem die Sch.... aus dem Leib tritt, den sie nicht mal kennen und das noch dazu, ohne zu wissen, warum.

Frage: Was machte Romane für Sie interessant?

AV: Dass mein erstes Buch ein Sachbuch war, das sich mit Jugendkriminalität beschäftigte. Es bekam großartige Rezensionen und niemand hat es gelesen.

Frage: Wurden Sie durch andere Autoren des hard-boiled-Genres beeinflusst?

AV: Das kann ich nicht behaupten, denn mein erster Roman wurde nie veröffentlicht. Er lässt diese Bücher, die vermeintlich so sehr hardcore sind, ziemlich zahm aussehen. Es endet damit, dass ein junger Mann mit einem Seesack voller Waffen eine Schule betritt, alle umbringt, die er erwischen kann und zuletzt sich selbst tötet. Zu der Zeit als ich es schrieb, hatte ich nie davon gehört, dass eine Highschool  zu einem Columbine wird. Ich prophezeite auch nichts. Aber ich hatte mit Kids gesprochen, die von so etwas träumten.

Frage: Handeln alle Burke Romane von einem Trauma, das ein Kind erlitten hat?

AV: Sie alle handeln von den Arten, auf die Kinder ausgebeutet werden und von denen die Welt nicht genug weiß. Ich bin Amerikaner. Ich weiß, was Amerikaner brauchen, um zu handeln. Sie müssen wütend werden. Die Bücher dienen als Vehikel, um die Leute wütend zu machen.

Frage: Wie sehr identifizieren Sie sich mit Burke?

AV: Burke ist einer von den Bösen. Wenn du wissen willst, wie die Hölle aussieht, dann bittest du keinen Engel, dein Führer zu sein. Wir haben denselben Geschmack was Frauen und Musik betrifft. Unsere politischen Ansichten sind die gleichen.. Wir sind beide Spieler. Ich versuche, ihn als misshandeltes Kind zu zeigen, hyperwachsam, misstrauisch und mit seiner selbst gewählten Familie untrennbar verbunden.

Burke ist ein Berufsverbrecher. Ihm geht es ums Geld, aber er hat bestimmte Stolperdrähte. Gerätst du hinein, dann bist du in Schwierigkeiten. Doch Burke bewirkt keinen Wandel. Welche Gesetze hat er geändert?

Frage: Besteht für den Schöpfer einer Serie, die so lange und so erfolgreich läuft wie die Burke-Serie die Gefahr, dass man des Protagonisten überdrüssig wird?

AV:  Nein, weil ich des Zwecks der Bücher nie überdrüssig werde. Ich hatte nicht mal gedacht, dass es einen zweiten Burke Roman gäbe. Ich war nicht darauf aus, eine Serie zu schreiben. Welch ein Egomane muss man sein, um sich hinzusetzen und zu verkünden, dass man eine Reihe von 16 oder 17 Romanen schreiben wird?

Frage: Gibt es irgendetwas, das Burke noch tun könnte, was Sie überraschen würde?

AV: Nein, denn ich gehöre nicht zu denen, die davon schwärmen, dass die Romanfigur ein eigenes Leben hat. In jedem Buch bekommt man einen anderen Burke zu sehen. Schreibt man eine Serie, in der der Protagonist immer gleich alt ist, immer am selben Ort wohnt und das über sechzehn Bücher hinweg, dann überspannt man den Bogen und lässt auch den wohlwollendsten Leser zweifeln. Jeder der glaubt, er könnte die gleichen Sachen machen wie vor 30 Jahren, ohne sich etwas Neues einfallen zu lassen, ist erledigt. Burke muss sich weiterentwickeln oder sterben.

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