CNN Larry King Live Interview mit Judy Sheindlin

Sendung vom 05. September 2002 - 21:00 ET
(Judy Sheindlin ist eine frühere Richterin am Familiengericht, die heute eine Gerichtssendung im Fernsehen betreibt)

Das vollständige Interview gibt es hier bei CNN.

LARRY KING, Gastgeber: Heute Abend: exklusive, harte Fragen und geradlinige Antworten mit der Mutter aller TV-Richter. Heute Abend: ihre unverblümte Meinung über ganz verschiedene aktuelle Ereignisse, ihre Höhen und Tiefen, die Geheimnisse ihres eigenen Erfolgs und darüber, selbst beurteilt zu werden. Judge Judy bricht ihr Schweigen über einige Dinge, gleich bei LARRY KING LIVE.

KING: Richterin Judy Sheindlin ist heute Abend unser Gast. Sie hat den Vorsitz bei der erfolgreichen, Emmy-nominierten Gerichtssendung die schlichtweg ihren Namen trägt, "Judge Judy." Man muss nicht viele Worte machen. Sie ist, wer sie ist. Am Montag Abend beginnt ihre siebte Staffel.

KING: Der Unterschied zwischen krank und böse. Andrew Vachss, der Autor und Anwalt, schrieb: "Krankheit ist ein Zustand, das Böse ist ein Verhalten. Wenn wir Pädophile damit entschuldigen, dass sie krank sind, dann erlauben wir ihnen, sich weitere Opfer zu suchen." Du würdest dem zustimmen.

SHEINDLIN: Ich würde zustimmen und Beifall klatschen. Andrew ist ein wahrer Anwalt der Kinder. Und Andrew wäre kaum anderer Meinung, wenn ich sagen würde, lasst sie uns an den Knöcheln an einen Fallschirm hängen und über dem Grand Canyon abwerfen.

KING: Was ist dann krank?

SHEINDLIN: Ich glaube nicht, dass es eine Krankheit ist die jemanden zwingt sich an derart abnormen Verhaltensweisen zu beteiligen. Ob du einen Serotonin-Schub im Gehirn hast oder einen bestimmten Adrenalinfluss benötigst um glücklich zu sein, du triffst Entscheidungen. Wenn du weisst, dass dich deine Krankheit dazu bringt, nicht einfach zuhause in deinem Appartement zu sitzen, sondern rauszugehen und Kinder zu jagen, Jagd auf Jedermann zu machen, auf alte Leute; warum konzentrieren wir uns nur auf Kinder? Jagd auf eine 85 Jahre alte Lady, auf eine dreissigjährige Schwangere, wie jene die gerade erst in der East Side brutal mißhandelt wurde, ganz brutal mißandelt wurde, mit ihrem dicken Bauch, um ihr die Handtasche zu klauen, diese Person ist nicht krank. Diese Person ist böse. Das Verhalten ist böse, die Person ist böse. Sie nehmen sich was sie wollen und setzen sich über alles hinweg, was die Gesellschaft sagt, "Das geht nicht. Das ist falsch. Das ist böses Verhalten. Das ist nicht einfach nur kriminell."

Wir reden nicht über Steuerhinterziehung, wir sprechen von Schmerz, wir sprechen von Mord, wir sprechen darüber, dass jemand geschändet wird. Dieser Art von bösem Verhalten haben wir unsere Zustimmung in unserem Land erteilt, in unserem Justizsystem, weil wir gesagt haben, "Die Leute sind krank." Und dazu habe ich schon immer gesagt, "Wen kümmert es einen Dreck, ob sie krank sind?"

Wenn sie meine Kinder verletzen, meine Enkel, deine Kinder, deine Mutter, deine Grossmutter, dann verdienen sie es nicht dieselbe Luft wie ich zu atmen. Sie müssen aus der Gesellschaft entfernt werden.

Wenn ein Pädophiler -oder der Anwalt eines Pädophilen- wie einst zu meinem Ehemann sagt, "Du kannst ihn nicht mehr beschuldigen; er ist wegen Kindesmissbrauchs in fünf verschiedenen Fällen verurteilt worden und wurde dafür eingesperrt." Fünf verschiedene Male! Warum ist er immer noch draussen? Warum ist er noch immer in der Lage, anderen Kindern wehzutun? Man fasst sich doch an den Kopf, dass wir es als zivilisierte Gesellschaft erlauben, dass so etwas geschieht.

KING: Was hältst Du von Pfarren?

SHEINDLIN: Was ich von ihnen halte? Ich bin sicher, dass die meisten Pfarrer wundervoll sind.

KING: Ich meine die Pfarrer, die damit weitermachen [Kindern wehzutun]?

SHEINDLIN: Andrew Vachss hat in seinem [Parade-] Artikel seine Meinung hinsichtlich des Privilegs für beichtende Priester geäussert und gesagt, dass es keine Bevorzugung geben sollte, wenn es um Pädophilie geht. Ich denke, er hat absolut recht.

Zunächst einmal: was mich anbelangt, wird nicht ein Priester geschützt, der einem anderen Priester erzählt, was er getan hat. Das einzige, was sie schützen ist die Kirche... Die Menschen spenden der Kirche eine Menge Geld. Sie würden dieses Geld nicht Kerlen geben, die, nun, die ihr Ding irgendwo hineintun, wo sie es nicht hineintun sollten. Aber diese Typen haben Hunderte und Aberhunderte von Kinderleben zerstört, mit einer Kirche, die ein Auge zugedrückt hat, indem sie sagte, "Wir müssen unsere Institution schützen und wir werden dies um jeden Preis tun. Es ist uns egal, ob wir jemanden ausbezahlen müssen, aber wir werden nichts zugeben."

Sogar das kann ich noch nachvollziehen, Larry, aber ich kann nicht verstehen, dass die Kirche diese Leute in einer Position beläßt, in der sie weiter Jagd auf Kinder machen können. Was sie getan hat.

KING: Judy, du bist außergewöhnlich. Es ist immer wieder gut, mit Dir zu sprechen.

Deutsche Übersetzung Andreas Huettl für The Zero, November 2002