Cyber-Trottel-Alarm!
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Sehen Sie sich die folgenden Beispiele, und die im Text an:

Boston Globe  |  Xendra Post  |  Deja News  | DER SPIEGEL


'Cyber-Trottel' sind die grossen Opfer des Netzes

von Andrew Vachss
Ursprünglich veröffentlicht bei MSNBC, Januar 1997


Trotz des frommen Geblökes von Selbstbedienungs-Politikern und "gemeinnützigen" Organisationen mit verdeckter Tagesordnung ist die grosse Bedrohung, die im Internet lauert, weder Kinderporno noch Mr. Wrong. Die Gefahr ist nicht die Verbreitung von Rassenhass-Hässlichkeiten oder geisteskranken Verschwörungstheorien. Die wirkliche Gefahr des Internets ist die Verführung der überheblich Unkundigen.

Ja, das Internet wird von räuberischen Pädophilen benutzt, um sich ihren Weg durch die unzulänglichen Schutzvorrichtungen von Kindern zu schlängeln. Und von Kinderporno-Profiteuren, die "den Markt" für ihr schmutziges Produkt abklopfen.

Aber das Verbrechen jagt den Dollars nach, und dieser böse Markt war lange etabliert, bevor das Internet auftauchte. Wenn das Netz morgen geschlossen würde, würde solcher Handel noch immer florieren

(An dieser Stelle ist es notwendig, hinzuzufügen, dass ich glaube, dass Kinderporno aus dem Internet verbannt werden kann. Das Gewinsel selbsternannter "Konstitutionalisten" beiseite, ist Kinderpornografie kein Gegenstand des ersten Verfassungszusatzes. Es ist nicht "Rede" - es ist die Fotografie eines Verbrechens, die Trophäe eines Räubers, so illegal, wie sie unmoralisch ist. Ich zolle der Aktion von Suchmaschinen wie Altavista Beifall, die einiges von dem schleimigen Schacher geschlossen haben, und ich sehe erwartungsvoll noch wirksameren Gegenmassnahmen entgegen.)


Die wirkliche Gefahr des Internets ist die Verführung der überheblich Unkundigen.

Das Internet ist eine Form von Technik, und Technik ist neutral. Obwohl Technik immer Kriminellen behilflich war, war sie auch jenen behilflich, die sie verfolgen. Die gleiche Polaroid-Kamera, die es Freaks ermöglichte, im Ein-Handgriff-Betrieb Kinderporno zu praktizieren, half Kinder schützenden Sozialarbeitern, an Ort und Stelle Kindesmisshandlung zu dokumentieren, und solchermassen eine felsenfeste "Kette der Wachsamkeit" für spätere Gerichtsverfahren zu etablieren. Das Messer des Serienkillers entfernt menschliche Herzen - das Skalpell des Chirurgen schneidet Krebs heraus. Es ist die Hand, nicht das Werkzeug, welche das Ergebnis bestimmt.

Einsame-Herzen-Mörder existierten lange vor dem Internet, aber niemand hat ernsthaft in Erwägung gezogen, den U.S. Postdienst zu schliessen (wenigstens nicht aus diesem Grund).

Wenn Sie Rassenhass wollen, können Sie immer auf den Kurzwellenbändern suchen, oder sich zu einer deren hinterlistigen Faxketten hinzufügen.

Verschwörungsknilche würden nicht verschwinden, wenn man das Internet schlösse - tatsächlich würden sie sofort irgendeine Alien-CIA-Satanskult-Erklärung dafür zimmern - es sei denn, wir bekämen heraus, wie man Geisteskrankheit zur selben Zeit schließen könnte.

Nein, die wirkliche Gefahr besteht für diese riesige Armee von hauptsächlich (aber nicht ausschliesslich) jungen Leuten, die einen oh-so-blasierten Zynismus zur Schau tragen, aber tatsächlich die neueste Art freiwilliger Opfer sind...der Cyber-Dummkopf.

Cyber-Dummköpfe mögen Stunden und Stunden im Netz verbringen, aber ihr intellektuelles Hauptcharakteristikum ist Faulheit. Eine negative Antwort auf die Grundfrage: "Hast du e-mail?" ist die Garantie für keine weitere Kommunikation. Einige von ihnen beschweren sich sogar, wenn die URL einer Website zu lang ist. Cyber-Dummkopf-"Nachforschungen" bedeutet, wenn du es nicht anklicken kannst, ist es einfach zu viel Aufwand.

Aber wir hatten Generationen wie diese vorher. Was diese eine unterscheidet, ist ihre äusserste, blinde Anbetung des heiligen Netzes. Wenn es da drin ist, muss es wahr sein.

Das erschreckt mich. Ich weiss persönlich von Fällen, in denen Individuen eine totale Maske selbst erschaffen haben ... und dann auf die Jagd gingen. Es ist erschreckend einfach: Erst gestaltet der Schwindler ein Internet-"Magazin". Alles, was man dazu braucht, sind Keystrokes. Dann fertigt er eine "Story" an: über sich, unter Verwendung eines erfundenen Namens als des "Reporters" Verfassernamen. Als nächstes postet er diese Geschichte (und andere, ähnliche Fälschungen) auf Websites, die einem besonderen Thema gewidmet sind - sagen wir, Überlebende von Kindesmisshandlung - und stellt Links zu einer anderen Website seiner eigenen Schöpfung her, vorgeblich demselben Thema gewidmet. Diese Website verweist jeden, der nachfragt, an eine "Organisation," geleitet von... raten Sie, wem?

Wenn Sie "Beglaubigungen" wollen, nun, dann können Sie entweder die Magazine prüfen, die ihm als einer Autorität Hochachtung erweisen und von seinen nicht existenten Heldentaten berichten, oder Sie können zu einer der vielen "Referenzen" e-mailen, die er gerne bereitstellen wird. Natürlich sind sie alle er selbst. Die nicht existente Organisation gibt regelmässig Pressemitteilungen heraus und spamt jede e-mail-Adresse zu, die er finden kann. Wenigstens ein Cyber-Dummkopf wird den Ball aufnehmen und mit ihm laufen. Bald hat die Lüge Leben. Und der Lügner hat einen Kundenkreis.


Cyber-Dummköpfe mögen Stunden und Stunden im Netz verbringen, aber ihr intellektuelles Hauptcharakteristikum ist Faulheit.

Einwandfreie Websites können imitiert werden. Betrüger können jeder sein, der sie wollen.

Inzestopfer schütten "Kriegern gegen die Kindesmisshandlung" ihr Innerstes aus, die in Wirklichkeit sadistische Freaks sind, die sich mit dem Leiden Anderer amüsieren. Seelen werden geraubt. Reputationen werden zerstört. Ein einziger Besessener mit einem Modem kann in menschliche Leben eindringen, sie verändern und sogar gefährden.

Und während e-mail sofortige Intimität verspricht, ist, was sie nicht liefert, Privatheit. Aber Cyber-Dummköpfe fahren unbeirrt auf ihre selbstzerstörerische Weise fort... und riskieren weit mehr als die Bekanntmachung ihrer Kreditkartennummern.

Das schlimmste Computervirus von allen ist downloadfähige Dummheit. Warum haben wir soviel Zeit in Firewalls investiert, um unsere Daten zu schützen, aber nicht eine Minute darin, unsere intellektuelle Integrität vor Korruption zu schützen?

Die Antwort ist, dass wir schnell eine selbstständige und eigenständige "Internet-Kultur" entwickeln, die von jenen bevölkert wird, die keinen Begriff von einer Prüfung der Fakten haben, keinen Sinn für Quellenforschung... diejenigen, die sich beharrlich der Illusion hingeben, dass ihre Nachforschungen gültig sind, einfach, weil sie "es im Netz gefunden haben."

Cyber-Dummköpfe "vertrauen dem Netz" wie Fundamentalisten der Bibel. Dieses Vertrauen hat ein beträchtliches Vermögen, Räubern Vorschub zu leisten. Darwin diktiert, dass der Intellekt ohne Skepsis stirbt. Das ist die Gefahr, Leute. Und sie ist sehr, sehr real.

© 2000 Andrew Vachss. Alle Rechte vorbehalten.

Deutsche Übersetzung T. K. 2002 für The Zero.


Am 13. September 2004, siebeneinhalb Jahre nach diesem Artikel,

schreibt Der Spiegel:

Perverse und Pädophile finden ihre Opfer zunehmend in der Anonymität des Netzes.

Das Internet war für ihn der Fluchtweg aus der Enge der bayerischen Provinz: Als der 15-jährige Murat Y. merkte, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte, durfte das in seinem Heimatort Asbach-Bäumenheim niemand erfahren ... In einem speziellen Internet-Forum lernte er Mathias B., 41, ebenfalls aus Bayern, kennen. Per Mail freundete er sich mit dem deutlich älteren Homosexuellen an. Am 12. Juli trafen sie sich dann zum ersten Mal, in der Pizzeria Presto in Donauwörth. Und zum letzten Mal. Vier Tage später wurde die Leiche des Schülers in einem nahen Waldstück gefunden, von Messerstichen grauenhaft entstellt. Inzwischen weiß die bayerische Kriminalpolizei, warum Murat sterben musste. Sie hat zwei Verdächtige festgenommen: Mathias B. und sein Schweizer Freund Rolf H., 33, sollen im Internet gezielt nach einem Jungen wie Murat gesucht haben - um sich durch einen Mord den ultimativen sexuellen Kick zu verschaffen.

Täter erschleichen sich mit Lügen und Tricks das Vertrauen ihrer arglosen Opfer ... Nach einer Studie des US-amerikanischen National Center for Missing and Exploited Children ist jedes fünfte Kind, das regelmäßig im Internet surft, schon belästigt oder bedroht worden. Diese Zahlen seien, glaubt Adolf Gallwitz, Professor an der Polizeifachhochschule Villingen-Schwenningen, "ohne weiteres auf Deutschland übertragbar".

Den vollständigen Artikel gibt es bei Spiegel online.



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