return to the MAIN page Go BACK PRINT this Page

The Official Website of Andrew Vachss

 
Ein schwarzes Kapitel der Katholischen Kirche

Fortlaufende Berichterstattung zu den Missbrauchsskandalen in der Katholischen Kirche


SWR/KNA (Katholische Nachrichten Agentur) 27.09.2002

Im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Priester werden der Kirche Vertuschung und Machtmissbrauch vorgeworfen. Was in diesem Zusammenhang nach und nach ans Licht der Öffentlichkeit kommt, zeigt, wie die katholische Kirche in verantwortungsloser Weise mit Straftätern umgegangen ist.

Begonnen hat die Aufdeckung des Skandals um den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Priester in den USA. Dort gab am 9. Januar 2002 der Kardinal-Erzbischof von Boston, Bernard Francis Law, neue kirchliche Bestimmungen bekannt. Er ordnete an, dass die Diözesen in Zukunft dazu verpflichtet sind, Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch staatlichen Behörden zu melden. Der Vatikan forderte seinerseits, dass Bischöfe Berichte von Kindesmissbrauch direkt an Rom weiterleiten müssten . Am 15. Juni 2002 hat die katholische Bischofskonferenz der USA bei ihrer Vollversammlung in Dallas strenge Richtlinien für den Umgang mit Priestern beschlossen. Danach darf ein des Missbrauchs überführter Geistlicher nie mehr als Priester arbeiten. Er kann auch aus dem Klerikerstand entfernt werden. Alle Anschuldigungen müssen zudem den staatlichen Behörden gemeldet werden.

Den Stein ins Rollen brachte der Prozess gegen den Priester John Geoghan. Dieser soll mehr als hundert Kinder missbraucht haben. Derzeit verbüßt er eine zehnjährige Freiheitsstrafe wegen sexuellen Missbrauchs eines Zehnjährigen. Besonders pikant ist der Fall, weil der Bostoner Bernard Kardinal Francis Law von den sexuellen Übergriffen Geoghans wusste. Er versetzte ihn jahrelang von einer Gemeinde in die nächste, um ihn vor strafrechtlicher Verfolgung und die Diözese vor schlechter Presse zu schützen. Dieser Fall ist symptomatisch. Der Skandal hat auch in Deutschland das Thema Kindesmissbrauch durch Priester in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Es zeigt sich, dass Verschleierung und Vertuschung auch in Deutschland stattfand. Zwar ist Kindesmissbrauch kein katholisches, sondern ein gesellschaftliches Phänomen. Doch die Kirche als Hüterin von Moral und Nächstenliebe gerät in besondere Erklärungsnot. Sie müsste stellvertretend für die Gesellschaft "vorbildlich" mit dem Problem umgehen.

Der Papst rief Ende April 2002 die amerikanischen Kardinäle und den Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz, Bischof Wilton Gregory, nach Rom. Dort stellte der Papst Maßstäbe für den Umgang mit Priestern, die sich an Kindern sexuell vergangen hatten, auf. Der Ständige Rat der Bischofskonferenz in Deutschland tagte im April 2002 kurz nach den Beratungen im Vatikan. Die deutschen Bischöfe konnten sich nicht auf ein einheitliches und allgemeinverbindliches Regelsystem einigen. Es sei stattdessen Sache der einzelnen Bistümer, Verdachtsfällen nachzugehen, so die Bischöfe. Jede Diözese müsse über ihre Vorgehensweise selbst entscheiden können.

Noch Ende Juni 2002 sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz Karl Kardinal Lehmann, es werde "keine Skandalwelle" wie in den USA geben: den "Schuh der Amerikaner" müsse man sich in Deutschland nicht anziehen. Doch bereits kurze Zeit später wurden Fälle sexueller Übergriffe von Priestern in Deutschland bekannt. Ende Juli 2002 ging Lehmann in die Offensive. In einem Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kündigte er an, dass er ein energisches und gemeinsames Vorgehen der Bischöfe gegen den sexuellen Missbrauch durch Priester anstrebe. Anfang August 2002 entschieden sich die meisten der 27 Diözesen in Deutschland dafür, nationale Richtlinien für die Regelung von Fällen sexuellen Missbrauchs durch Priester aufzustellen.

Allerdings gaben die meisten Bistümer dem SWR erst auf wiederholte Nachfrage hin aktuelle Informationen. Von den 27 deutschen Bistümern blieben nach eigenen Angaben bislang nur sechs - nämlich Berlin, Magdeburg, Eichstätt, Görlitz, Passau und Erfurt - von Fällen sexuellen Missbrauchs verschont. Das Bistum Dresden-Meißen verweigerte jede Information, weil "wir uns mit der Weise der gegenwärtigen Behandlung dieses sensiblen Themas in den Medien nicht einverstanden erklären können." Auch das innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz mit der Vorlage einer Expertise beauftragten Bistum Fulda beantwortete die vorgelegten Fragen nicht. Man warte "auf die Absprache aller Bistümer im Rahmen der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe in Fulda." Die Bistümer Münster, Augsburg, Dresden-Meißen, Bamberg ("Die Zahl der Fälle in den letzten Jahrzehnten ist uns nicht bekannt.") sowie Freiburg verweigerten konkrete Angaben oder verwiesen allgemein gehalten auf "einige wenige Fälle." Nur in ganz wenigen Ausnahmen (unter anderem in Essen, Hildesheim, Stuttgart-Rottenburg) existieren schon heute konkrete Regelungen bzw. Regel-Entwürfe, wie mit aufgedeckten Fällen sexuellen Missbrauchs umzugehen sei. Der SWR-Film "Tatort Kirche", der am 1. September ausgestrahlt wird, zeigt Hildesheim und Rottenburg-Stuttgart als bislang einzige Diözesen, die offen mit dem Thema sexueller Missbrauch umgehen.

Anonym gefilmt, weil der Wiederholungs-Täter erstmals über seine Vergehen spricht, bestätigt er: "Meine stärkste Erfahrung war, dass die Kirche den Mantel der christlichen Nächstenliebe über meine Taten gedeckt hat".

Nun werden wohl verbindliche Regeln für den Umgang mit Missbrauchsfällen eingeführt. Das Leid der Opfer und ihrer Familien soll in den Vordergrund rücken, Not-Telefone werden eingerichtet, Fehler werden eingeräumt. Die Generalvikariate waren in vielen Fällen über den sexuellen Missbrauch unterrichtet. Doch sie behielten ihre Informationen für sich. Einer breiten Öffentlichkeit wurden die Fälle meist erst bekannt, wenn sie strafrechtliche Konsequenzen für den Täter hatten.

Die aktuelle Diskussion zwingt die Kirche zu einem transparenteren Vorgehen. Was die Aufklärung sexueller Vergehen betrifft, ist die deutsche Kirche im Vergleich zu anderen Ländern Schlusslicht. Doch auch weltweit hat es bislang nur wenige zivile Strafverfahren gegen Priester gegeben. Meistens wurden die Fälle innerkirchlich geregelt, um Aufsehen zu vermeiden.

Nach Schätzungen von Experten sind 200 - 300 der 18.000 katholischen Priester in Deutschland sexuell auf Kinder beziehungsweise auf Jugendliche fixiert. Gegen 13 Priester laufen derzeit in der Bundesrepublik Deutschland Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs. Am 27.09.2002 hat die deutsche katholische Bischofskonferenz in Fulda Richtlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche verabschiedet. Die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) hat den vom Konferenz-Vorsitzenden Kardinal Karl Lehmann vorgestellten Text im Wortlaut veröffentlicht:

Leitlinien der Katholischen Bischofskonferenz zum Umgang mit Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch


update: Am 13.12.2002 ist der Erzbischof von Boston, der oben erwähnte amerikanische Kardinal Bernhard Law, im Zuge des Skandals um sexuellen Kindesmissbrauch durch Priester zurückgetreten. Der 71-jährige Kardinal soll in seiner eigenen Diözese viele Jahre lang Kindesmissbrauch durch Priester vertuscht haben. Law, der bislang ranghöchste katholische Geistliche der aus seinem Amt ausscheidet, bat um Verzeihung für seine "Versäumnisse und Fehler".


update 01.07.2003:  Papst Johannes Paul II. hat am Dienstag einen neuen Erzbischof für die Diözese Boston ernannt, die im vergangenen Jahr vom Skandal um sexuelle Gewalt gegen Kinder erschüttert wurde. Nachfolger des vor einem halben Jahr zurückgetretenen Kardinals Bernard Law ist Bischof Sean Patrick O'Malley. Der 59-jährige Bischof von Fall River in Massachusetts ist bekannt für sein harte Haltung in der Affäre.

«Es gibt niemanden in diesem Land, der diese Arbeit besser machen und wirkliches Heil in die Erzdiözese Boston bringen könnte», erklärte der Anwalt Rick MacLeish. Er vertritt 101 Kinder, die von einem Priester in Massachusetts sexuell belästigt wurden. Zudem führt er mit anderen Anwälten eine Sammelklage gegen die Erzdiözese.

Die Vereinigung der von Priestern Missbrauchten erklärte, sie freue sich auf eine Zusammenarbeit mit O'Malley. Jedoch könne keine einzelne Person die Schmerzen rückgängig machen, die die Erzdiözese erfahren habe.

Gegen die Diözese Boston sind rund 500 Klagen anhängig, in denen Kirchenvertreter beschuldigt werden, wegen Missbrauchs bekannte Priester lediglich in andere Pfarreien versetzt zu haben. Kardinal Law hatte Priester weiterhin als Seelsorger behalten, obwohl sie Kinder sexuell belästigt hatten. Er war der höchste Kirchenvertreter, der in den Skandal verwickelt war.

O'Malley erhielt landesweit Aufmerksamkeit, als er in den 90er Jahren in den von ihm bisher geführten Diözesen Fall River und Palm Beach bei sexuellem Missbrauch durch Priester mit harten Konsequenzen durchgriff.


update 24. August 2003: Nach Angaben der Justizbehörden wurde der 67 Jahre alte pädophile Ex-Geistliche John Geoghan in einer Strafanstalt in der Nähe von Boston von einem Mithäftling erwürgt. Geoghan wurde im Januar 2002 wegen sexuellen Kindesmissbrauchs zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Der Fall Geoghan hatte den Missbrauchs-Skandal in der Bostoner Erzdiözese und anschließend in der gesamten katholischen Kirche in den USA ausgelöst.


update 29.05.2004: Der zurückgetretene ehemalige Erzbischof von Boston, Bernard Francis Law, ist nach Rom versetzt worden. Papst Johannes Paul II hat Law zum neuen Erzpriester der römischen Basilika Santa Maria Maggiore ernannt.


update 04. Januar 2005: Kalifornische Diözese zahlt 100 Millionen an Missbrauchsopfer

Die katholische Diözese Orange im US-Bundesstaat Kalifornien hat sich zur Zahlung von 100 Millionen Dollar an Opfer von sexuellem Missbrauch durch Geistliche bereit erklärt. Die Entschädigung ist die höchste Summe, die in einem derartigen Verfahren in den USA je gezahlt wurde. Mit der Einigung werden 90 Klagen gegen 31 Priester, einen Mönch, zwei Nonnen und zehn weitere Kirchenmitarbeiter beigelegt. Die ältesten Vorwürfe reichen zurück bis ins Jahr 1936, die jüngsten stammen aus dem Jahre 1996.

Den vollständigen Artikel von SPIEGEL-ONLINE vom 04.01.2005 gibt es hier.


update 14.11.2006: Bundestagsanhörung zu misshandelten Heimkindern 

Zwischen 1945 und 1975 wurden Hunderttausende Kinder und Jugendliche oft aus nichtigen Gründen vom Staat in rund 3000 Heime Westdeutschlands eingewiesen und meist von kirchlichem Personal beaufsichtigt - und häufig genug misshandelt. Wir hatten darüber anlässlich der Vorstellung des Buches "Schläge im Namen des Herrn" von Peter Wensierski berichtet. Am 11. Dezember soll die politische und juristische Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen in deutschen Erziehungsheimen mit einer Anhörung ehemaliger Heimkinder im Bundestag am 11. Dezember beginnen

"Viele Betroffene leiden noch heute unter den Folgen der Geschehnisse in den Heimen", beklagt der dazu eingeladene Sprecher des Vereins ehemaliger Heimkinder, Michael-Peter Schiltsky: "Sie mussten folterähnliche Bestrafungen hinnehmen, harte, industrielle Arbeit ohne Bezahlung und ohne Rentenansprüche ableisten, sie bekamen ungefragt Psychopharmaka, viele wurden über Jahre sexuell missbraucht."

Quelle: SPIEGEL-ONLINE vom 13.11.2006


update 19.11.2006: Vatikan gibt Studie über die Gründe für sexuellen Missbrauch in Auftrag

Nachdem zwischenzeitlich die vierte Diözese in den USA wegen der Entschädigungszahlungen an Missbrauchsopfer katholischer Priester pleite ist, sieht die Kirche weiteren Handlungsbedarf.

Die US-Bischöfe wollen bei ihre Vollversammlung Mitte November in Baltimore über die Bereitstellung von Finanzen für ein Projekt zur Erforschung des sexuellen Missbrauchs durch Kleriker beschließen. Durchgeführt werden soll die Studie vom John Jay College of Criminal Justice an der Universität in New York. Im Jahre 2009 sollen die Ergebnisse vorgestellt werden. Letztes Jahr hatte die Bischofskonferenz dafür optiert, insgesamt drei Millionen US-Dollar auszugeben, um dem Phänomen auf den Grund zu gehen. Mittlerweile sind vier Diözesen in den USA wegen Schadensersatzforderungen von Missbrauchsopfern zahlungsunfähig.

Quelle: Radio Vatikan vom 29.10.2006


update 22.11.2006: Diözese Fort Worth zahlt Entschädigung an Missbrauchsopfer 

Die Diözese in Forth Worth, Texas zahl an elf Ministranten Entschädigungen in unbekannter Höhe. Mit den Missbrauchsopfern wurde -auch über die Höhe der Zahlungen- Stillschweigen vereinbart.

Quelle: Pressemitteilung der Erzdiözese Fort Worth/Texas 


update 01.12.2006: Erzbistum Los Angeles zahlt $ 60 Millionen an Missbrauchsopfer 

Das Erzbistum Los Angeles wird Opfern sexuellen Missbrauchs durch pädophile Priester 60 Millionen Dollar Entschädigung zahlen. Das berichtet die «Los Angeles Times». Demnach sollen mit der Zahlung 45 Klagen von Betroffenen außergerichtlich beigelegt werden. Der Erzbischof von Los Angeles, Kardinal Roger Mahoney, sprach von einer «größeren Bemühung zur Heilung und Versöhnung». Die Opfer machten geltend, dass die Kirche pädophile Geistliche trotz massiver Vorwürfe geschützt hatte.

Quelle: yahoo, Mitteilung der Erzdiözese von Los Angeles 


update 01.03.2007: Bistum San Diego zahlungsunfähig

Das katholische Bistum im kalifornischen San Diego sieht sich 150 Klagen wegen sexuellen Missbrauchs gegenüber und meldete Insolvenz an. Die Forderungen der Kläger überstiegen die finanziellen Möglichkeiten des Bistums und seiner Versicherungen, so Bischof Robert Brom.

Quelle: Die Welt, 01. März 2007


update 17.07.2007: Katholische Kirche zahlt mehr als eine halbe Milliarde Dollar an Missbrauchsopfer

Mehr als eine halbe Milliarde Dollar Schadenersatz ist selbst für die größte katholische Diözese in den Vereinigten Staaten finanziell nur schwer zu verkraften. Ohne die Veräußerung von gut vier Dutzend Liegenschaften, darunter das Verwaltungsgebäude der Erzdiözese am Wilshire Boulevard in Los Angeles, und ohne zusätzliche Kreditaufnahme wird es also nicht gelingen, die insgesamt 660 Millionen Dollar aufzubringen, mit denen die Diözese im Süden Kaliforniens den Missbrauch von 508 Jungen und Mädchen durch katholische Priester in den vergangenen Jahrzehnten zu entschädigen versucht.

[ ...] Insgesamt hat die Katholische Kirche in den Vereinigten Staaten seit Beginn der Prozesswelle wegen der Missbrauchsfälle vor zwei Jahrzehnten der Zahlung von mehr als zwei Milliarden Dollar Schadenersatz zugestimmt. Fünf Diözesen in den Bundesstaaten Arizona, Kalifornien, Iowa, Oregon und Washington mussten deswegen Bankrottverfahren mit Schutz vor Gläubigerforderungen einleiten.

[ ...] Nach einer von der Katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten selbst in Auftrag gegebenen Untersuchung, deren Ergebnisse im Februar 2004 veröffentlicht wurden, haben sich in den vergangenen 50 Jahren mehr als 4000 amerikanische Priester an gut 10.000 Kindern vergangen. Die Opfer waren in der Mehrzahl Jungen.

Gegenstand des Vergleichs von Los Angeles sowie ähnlicher Vereinbarungen in anderen amerikanischen Diözesen ist auch die Offenlegung vertraulicher Akten der Kirche über beschuldigte Priester. Jeder weiß, dass ein Verbrechen solchen Ausmaßes den Bischöfen und Kardinälen nicht entgangen sein kann - weder in den Vereinigten Staaten noch anderswo auf der Welt, wo die „Aufarbeitung“ dieser dunklen Vergangenheit und Gegenwart der Römisch-Katholischen Kirche (noch?) nicht so offen geführt wird wie in Amerika.

mehr: FAZ.net vom 17.07.2007


update 14.03.2008: Ein weiterer Fall des  Pädo-Recyclings in der Kirche:

Drei Jahre Haft für Ex-Pfarrer - Rüge für Bistum

Drei Jahre Haft in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie: So lautet das Urteil des Landgerichts Regensburg gegen den ehemaligen Pfarrer von Riekofen. Der Geistliche hatte gestanden, sich 22-mal an einem Ministranten vergangen zu haben. Zugleich machte der Richter dem Bistum Regensburg schwere Vorwürfe.

Mit ihrem Urteil folgte die Jugendschutzkammer dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Statt im Gefängnis muss der Ex-Pfarrer die dreijährige Haftstrafe in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie verbüßen. Der zuständige Gutachter legte indes dar, dass drei Jahre zur Therapie nach Lage der Dinge kaum ausreichen dürften und der Geistliche vermutlich länger in der forensischen Klinik bleiben werde. Der Angeklagte war bereits einschlägig vorbestraft und hatte vor Gericht ein volles Geständnis abgelegt. Dadurch ging der Prozess innerhalb eines Tages über die Bühne. Die Verteidigung hatte auf zweieinhalb Jahre Haft plädiert.

Die Rolle des Bistums Regensburg, das bereits zuvor wegen der Weiterbeschäftigung des Geistlichen in der Kritik stand, erschien nicht nur durch eine Zeugenaussage erneut in schlechtem Licht. Explizit rügte der Vorsitzende Richter Karl Iglhaut das Verhalten des Ordinariats. Dadurch, dass es den einschlägig vorbestraften Mann noch während seiner Bewährungszeit mit der kirchlichen Seelsorge betraut habe, habe man ihn regelrecht in Versuchung geführt. Der Richter wörtlich: "Eine Bank stellt keinen Mann als Kassier an, der wegen Untreue vorbestraft ist."

Nicht voll schuldfähig

Der heute 40-jährige Angeklagte verging sich im oberpfälzischen Riekofen den Ermittlungen zufolge erstmals Ende 2003/Anfang 2004 an dem damals elf Jahre alten Ministranten - und danach innerhalb von zweieinhalb Jahren noch 22-mal. Ein Sachverständiger erklärte vor Gericht, der Pfarrer leide eindeutig unter homosexueller Pädophilie und sei wegen einer Persönlichkeitsstörung nur eingeschränkt schuldfähig. Der Ärztliche Direktor der Straubinger Forensik, Bernd Ottermann, sagte aus, ohne Therapie seien von dem Mann weitere Straftaten zu erwarten.

Bistum informierte nur lückenhaft

Eine Kriminalpolizistin sagte aus, dass der Priester bereits 2001 die "komplette seelsorgerische Arbeit" übernommen hatte, obwohl er noch nicht wieder mit Kindern und Jugendlichen hätte arbeiten dürfen. Der Angeklagte war bereits im Jahr 2000 wegen sexuellem Missbrauch zu einer Bewährungsstrafe bis 2003 verurteilt worden. Dennoch war er bereits ab 2000 in der Gemeindearbeit von Riekofen tätig und machte zahlreiche Fahrten mit Messdienern.

Das Bistum hatte bislang erklärt, dass der Mann erst ab 2004 nach einer Therapie in Riekofen eingesetzt worden sei. Zuvor sei er Kaplan in einem Altenheim gewesen. Aus der Personalakte des Pfarrers, die von der Polizei beschlagnahmt worden war, geht jedoch hervor, dass die Diözesanleitung zu jeder Zeit über die Arbeit des vorbestraften Priesters in Riekofen Bescheid wusste.

mehr: br-online vom 14.03.2008


update 17.11.2009: Die Frankfurt Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet über die Verschleppung von Kindern von England nach Australien:

Vom Waisenhaus in die Zwangsarbeit

Die Fakten und historischen Zitate, die Margaret Humphreys und ihr "Child Migrants Trust" gesammelt haben, dokumentieren, wie verbreitet die Umsiedlungspraxis in der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen sein muss. In Australien äußerte der Erzbischof von Perth im Jahre 1938 sein Bedauern über die "leeren Räume" und eine zu geringe Zahl von Geburten. Wenn diese Lücken nicht "aus eigenem Bestand" gefüllt werden könnten, werde man bald einer asiatischen Übermacht unterliegen. Und die australische Regierung schlug 1944 vor, dass sogleich nach dem Ende des Krieges jährlich bis zu 17.000 "verfügbare und geeignete" Kinder ins Land geschafft werden sollten.

Margaret Humphreys stellte fest, dass die jüngsten Kinder im Alter von drei Jahren auf die Reise geschickt wurden, nachdem sie von ihren Familien getrennt und in Heime gebracht worden waren. Den meisten Kindern sei später mitgeteilt worden, sie seien Waisen und hätten keine Eltern mehr. Viele Kinder hätten "erniedrigenden physischen, sexuellen und emotionalen Missbrauch erlebt". Den Familien in England hätten die Behörden mitgeteilt, dass die Kinder in Großbritannien zur Adoption ausgesetzt worden seien; mitunter sei ihnen auch weisgemacht worden, die Kinder seien gestorben.

Geschlagen und ausgepeitscht

Nach den Recherchen der Sozialarbeiterin aus Nottingham datiert der erste englische Kindertransport schon auf das Jahr 1618. Damals seien 100 Kinder aus London nach Richmond (Virginia) gebracht worden. Später wurden neben Australien auch Neuseeland, Kanada, Südafrika und Rhodesien (Zimbabwe) zu Zielländern. Meist organisierten gemeinnützige Organisationen und Kinderhilfswerke wie "Barnardos" und die "Fairchild Society" oder religiöse Wohlfahrtsorganisationen der anglikanischen und der katholischen Kirche die Transporte.

Der seit Jahrzehnten in Sydney beheimatete John Hennessy, aus England 1947 verschickt, berichtete dem "Independent", er sei in West-Australien in einem Lager der "Christlichen Brüder" gelandet, wo er von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang habe arbeiten müssen. Viele Kinder seien geschlagen und auf nackter Haut ausgepeitscht worden. Der Orden der "Christlichen Brüder" habe sich später dafür entschuldigt und geringe Entschädigungen an 250 einstige Insassen gezahlt. Die römisch-katholische Kirche in Australien veröffentlichte schon 2001 eine formelle Entschuldigung für das "Leid und die Verschleppung", die Kinder in katholischen Heimen erleiden mussten.

mehr: FAZ.net vom 17.11.2009


update 04.02.2010: Missbrauch bei den Jesuiten und erneute Pädo-Recycling in der Kirche

In einem Berliner Elitegymnasium der Jesuiten ist es in den Siebziger- und Achtzigerjahren zu Fällen systematischen sexuellen Missbrauchs gekommen. Nach Auskunft von Ursula Raue, der Beauftragten des Ordens für Missbrauchsfälle in den deutschen Institutionen der Jesuiten, gibt es in diesen "immer wieder" solche Fälle.

mehr: taz.de vom 29.01.2010

Am katholischen Canisius-Kolleg in Tiergarten haben sich mindestens 18 weitere Missbrauchsopfer gemeldet. Schulleiter Pater Klaus Mertes sagte am Freitag, dass sich ihm 15 ehemalige Schüler anvertraut hätten. Auch an die Rechtsanwältin Ursula Raue, seit 2007 Ansprechpartnerin des Jesuitenordens für Missbrauchsopfer, wandten sich weitere Betroffene, darunter auch eine Frau. Mertes bestätigte, dass es sich bei den Tätern um die Patres R. und S. handele. Beide verließen Mitte der 80er-Jahre die Schule, später auch den Orden.

Mitte der Woche war bekannt geworden, dass es zwischen 1975 und 1983 an der von Jesuiten geführten Privatschule systematischen Missbrauch von männlichen Schülern im Pubertätsalter gegeben hatte. Dies wurde öffentlich, nachdem sich Schulleiter Mertes in einem Brief an Schüler der betroffenen Jahrgänge gewandt hatte. Er bat darin im Namen des Kollegs um Entschuldigung - auch für das jahrelange "Wegschauen" seitens der Jesuiten. Auf die Bitte des Schulleiters, sich zu offenbaren, hatten sich zunächst sieben Opfer gemeldet. Seit der Fall in den Medien ist, kommen weitere hinzu. Das Landeskriminalamt ermittelt.

mehr: taz.de vom 31.01.2010

Das Bistum Hildesheim hat Fehler im Umgang mit einem der beiden Patres eingestanden, die mehrere Jugendliche in den siebziger und achtziger Jahren sexuell missbraucht haben sollen. Pater Peter R. war nach seiner Zeit am Berliner Canisius-Kolleg, an dem er von 1972 bis 1981 unterrichtete, von 1982 bis 2003 mit Unterbrechungen als Seelsorger im Bistum Hildesheim tätig. Nach Bekanntwerden erster Vorwürfe sei dem Pater 1993 die Jugendarbeit verboten worden. Dieses Verbot sei aber nicht konsequent durchgehalten worden, teilte das Bistum mit. 1997 sei Peter R. nach dem Vorwurf weiterer sexueller Belästigungen nach Wolfsburg versetzt worden. 2003 wurde er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt und zog nach Berlin. „Aus heutiger Sicht haben wir die Vorwürfe zu wenig ernst genommen und die Tragweite der weiteren Entwicklungen eindeutig unterschätzt“, sagte der damalige Bischof Josef Homeyer. Er bedaure dies zutiefst.

mehr: FAZ.net vom 02.02.2010


Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz entschuldigt sich bei Missbrauchsopfern

Ausgehend von der Veröffentlichung von Missbrauchsfällen an dem von Jesuiten getragenen Canisius-Kolleg in Berlin während der siebziger und achtziger Jahre, sind in den vergangenen Wochen bislang mehr als hundert Fälle von sexuellem Missbrauch von Jugendlichen in der katholischen Kirche bekanntgeworden. Der Rektor des Kollegs, Klaus Mertes, der den Missbrauch öffentlich gemacht hatte, klagte über ein jahrzehntelanges „Schweigen und Vertuschen des Systems“ in der Kirche und äußerte die Hoffnung, „dass das derzeitige System erneuert wird“.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, hat sich am Montag erstmals zu den bekanntgewordenen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche geäußert und dabei einen Zusammenhang mit der Kirchenlehre zurückgewiesen. Missbrauch sei kein systemisches Problem der Kirche und habe „nichts mit dem Zölibat und nichts mit der Sexuallehre der Kirche zu tun“, sagte Zollitsch zu Beginn der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz in Freiburg. „Es ist eine Frage, wie ein Mensch veranlagt ist.“

Zollitsch zeigte sich erschüttert über die Missbrauchsfälle; sie seien abscheuliche Verbrechen, für die er sich bei allen Opfern entschuldige. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz forderte eine „lückenlose und absolut transparente Aufklärung“ und lobte das Vorgehen des Jesuitenordens in dieser Frage. Die im Jahr 2002 von der Bischofskonferenz zum Thema Missbrauch verabschiedeten Leitlinien bezeichnete er als „unverändert wichtig“; sie seien eine bewährte Grundlage kirchlichen Handelns.

mehr: FAZ.net vom 22.02.2010


update 06.03.2010: Prügel mit Bambusstöcken und sexueller Missbrauch im Kloster Ettal

Kinder in Schule und Internat des bayerischen Klosters Ettal sind jahrelang körperlicher Züchtigung und sexuellem Missbrauch ausgesetzt gewesen. Das hat der von der Benediktiner-Abtei eingesetzte Sonderermittler Thomas Pfister am Freitag in Ettal in einem erschütternden Bericht geschildert. Die Vorwürfe richteten sich gegen mindestens 10 Patres, man müsse von rund 100 Opfern ausgehen.

mehr: FAZ.net vom 05.03.2010

Eine einzige Wortmeldung reichte in Ettal - und auf einen Schlag war die Klosterstrategie der Nulltoleranz, die immer wieder als hervorragend gepriesene Zusammenarbeit von Abtei, Diözese und externem Sonderermittler bei der Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe in Frage gestellt.

Dabei sollte die Pressekonferenz in der Aula des Klosters Ettal Fragen klären statt aufwerfen, denn von denen hatten sich seit vergangener Woche ohnehin genügend ergeben, so dass das Kloster auf Drängen der Erzdiözese München und Freising den Rechtsanwalt Thomas Pfister in Ettal als Sonderermittler eingesetzt hatte.

Pfister trug am Freitag vor Journalisten seinen in den vergangenen zehn Tagen recherchierten Bericht vor, in dem neben vielen anderen Grausamkeiten auch die brutalen Unterrichtsmethoden des mittlerweile vom Schuldienst entfernten Pater R. beschrieben wurden. Daraufhin meldete sich Wolf Rall, der kommissarische Schulleiter Ettals, aus dem Publikum zu Wort und sprach von „leichten Kopfnüssen“ eines lediglich überforderten Paters, die auch die Schüler für Späße gehalten hätten. Die Schüler seien überdies sehr traurig, jetzt, wo der Pater nicht mehr da sei.

„So geht es ja wirklich nicht“, antwortete Pfister erbost, Rall habe ihm selbst berichtet, dass Schüler zu Hause geweint hätten und manche wegen der Brutalität des Lehrers zu Bettnässern geworden seien. Rall, der sich inzwischen wieder hinter den Säulen der Aula verbarg, solle wieder „aus der Deckung kommen“.

Pfisters Unmut ist verständlich, sind es doch Bagatellisierung, Wegschauen und Vertuschung, wovon sein Bericht über die Vergangenheit des Klosters handelt. Etwa hundert Opfer hätten sich in den Tagen seines Einsatzes gemeldet und mindestens zehn Klosterangehörige des sexuellen Missbrauchs oder der Gewalt beschuldigt. Ehemalige Schüler hätten ihm von Annäherungen der Patres erzählt, von stundenlangem Stehen im Gang als Strafe und von Prügeln mit Bambusstöcken, bis diese brachen und die Schüler danach in der Krankenstation behandelt werden mussten.

mehr: FAZ.net vom 06.03.2010


update 20.03.2010: Papst schweigt und hatte selbst Kenntnis von Pädo-Recycling in der Kirche

Papst Benedikt XVI. hat den Missbrauch von Minderjährigen in Irland "aufrichtig bedauert". Zu den Fällen in Deutschland schwieg er. Unterdessen wurde bekannt, dass das Oberhaupt der Katholiken wohl über einen pädophilen Kaplan in München besser informiert war als bislang bekannt.

Papst Benedikt XVI. hat den Missbrauch von Minderjährigen "aufrichtig bedauert". In seinem am Samstag in Rom veröffentlichten Hirtenbrief an die irische Kirche drückte der Papst "im Namen der Kirche offen die Schande und die Reue aus, die wir alle fühlen" (...) Auch in Deutschland waren die Erwartungen an das Schreiben hoch gewesen, nachdem viele Fälle sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche bekanntgeworden sind. Benedikt äußerte sich dazu jedoch nicht.

Auch zu einer Mitverantwortung des Vatikans schwieg er. Er tadelte lediglich die irischen Bischöfe wegen "schwerer Fehleinschätzungen" im Umgang mit den dortigen jahrzehntelangen Übergriffen und äußerte sein tiefstes persönliches Bedauern für den Generationen von irischen Katholiken von Priestern zugefügten "sündhaften und verbrecherischen" Missbrauch.

Derweil berichtet der Spiegel, dass auch der Papst in seiner Zeit als Münchner Erzbischof offenbar besser über einen Pädophilen informiert war als bislang bekannt.

In einem Brief des Bistums Essen an die von Joseph Ratzinger damals geleitete Erzdiözese habe klar erkennbar gestanden, dass Kaplan Peter H. sich sexuell an Kindern seiner Gemeinde vergriffen habe. Das Erzbistum München und Freising sei nicht im Unklaren gelassen worden, was für ein Problemfall da komme.

Unter Ratzingers Vorsitz befasste sich der erzbischöfliche Ordinariatsrat am 15. Januar 1980 mit dem Fall. Laut Sitzungsprotokoll habe der Kaplan "für einige Zeit um Wohnung und Unterkunft" in einer Münchner Pfarrgemeinde gebeten: "Kaplan H. wird sich einer psychisch-therapeutischen Behandlung unterziehen."

Trotzdem meldeten Ratzinger und sein Erzbistum den Kinderschänder nicht der Polizei. Im Sitzungsprotokoll heißt es stattdessen lediglich über die Wohnungssuche des Geistlichen: "Dem Gesuch wird stattgegeben."

sueddeutsche.de am 20.03.2010


New York Times erhebt Vorwürfe gegen den Papst

Der Vatikan hat nach Angaben der Zeitung „New York Times“ nichts gegen einen amerikanischen Priester unternommen, der bis zu 200 gehörlose Jungen sexuell missbraucht haben soll. Auch der damalige Kardinal Joseph Ratzinger und heutige Papst Benedikt XVI. sei untätig geblieben, obwohl gleich mehrere amerikanische Bischöfe gewarnt hätten, dass die Angelegenheit die Kirche in eine schwierige Lage bringen könne, berichtetet die Zeitung am Mittwochabend (Ortszeit) im Internet.

Die „New York Times“ berief sich dabei auf Dokumente, die sie nach eigenen Angaben von Anwälten erhalten hat, die Kläger gegen das Erzbistum von Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin vertreten. Daraus gehe hervor, dass sich Kirchenvertreter zwar über die Frage auseinandergesetzt hätten, ob der Priester aus seinem Amt entfernt werden solle. Aber der Schutz der Kirche vor einem Skandal habe Priorität gehabt.

Im Mittelpunkt stand nach Angaben der 1998 verstorbene Priester Lawrence Murphy, der von 1950 bis 1974 in einer bekannten Schule für gehörlose Kinder gearbeitet habe. 1996 habe der damalige Kardinal Ratzinger zwei Briefe des damaligen Erzbischofs von Milwaukee, Rembert G. Weakland, zu dem Fall nicht beantwortet, schreibt die „New York Times“. Ob Ratzinger diese und andere Briefe in dem Fall vorgelegt wurden, geht aus dem Artikel der Zeitung nicht hervor.

Acht Monate später habe Kardinal Tarcisio Bertone aus der vatikanischen Glaubenskongregation die Bischöfe in Wisconsin angewiesen, ein geheimes kircheninternes Verfahren einzuleiten, das zur Entfernung Murphys aus dem Amt führen könne. Bertone stoppte die Prozedur nach Angaben der Zeitung dann aber wieder, nachdem Murphy beim deutschen Kardinal Ratzinger schriftlich dagegen protestiert habe. Murphy argumentierte demnach, er habe die Taten bereut, sei krank und der Fall außerdem gemäß der Kirchenregeln bereits verjährt. In den ihr vorliegenden Unterlagen finde sich keine Antwort Ratzingers, heißt es in der „New York Times“.

Insgesamt wurden nach dem Bericht der Zeitung drei hintereinander amtierende Erzbischöfe in Wisconsin über den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch in Kenntnis gesetzt, jedoch informierter keiner von ihnen die Behörden. So sei Murphy auch nie von einem staatlichen Gericht zur Rechenschaft gezogen worden. Erzbischof Weakland habe die Vorwürfe gegen Murphy 1993 von einem besonders geschulten Sozialarbeiter untersuchen lassen. Murphy habe ausgesagt, dass er etwa 200 Jungen belästigt habe. Er habe aber keine Reue gezeigt.

Der Priester sei 1974 in aller Stille in eine Diözese im nördlichen Wisconsin versetzt worden. Dort habe er bis zu seinem Tod weiter in Gemeinden, Schulen und - laut einer Klageschrift - im Jugendstrafvollzug Umgang mit Kindern und Jugendlichen gehabt.

FAZ.net vom 25.03.2010


Audiodatei: Andrew Vachss zu den Missbrauchsskandalen in der Katholischen Kirche

Zu den Besonderheiten des Umgangs mit sexuellem Missbrauchs in der katholischen Kirche präsentieren wir einen Ausschnitt aus einer Diskussion mit Andrew Vachss, der sich zum "Recycling" überführter Priester in der Kirche äußert: Unstreitig des Kindesmissbrauchs schuldige Priester erfahren Therapie innerhalb der Kirche, die Kirche entscheidet, dass die Therapie erfolgreich ist und sendet den Priester in eine neue Gemeinde - ohne diese über die Vorfälle zu informieren. Audio-Datei im mp3-Format:

Question: Is there anything unique about the Catholic church that caused its priests to rape children?
Andrew Vachss: What distinguished the Catholic church ... was the recycling ...



VACHSS     BIO     PROSA     ARTIKEL     INTERVIEWS     FAQ     UPDATES/NEWSLETTER
MISSION    DOWNLOADS    GALERIE    HUNDE    EISGOTT    RESSOURCEN

Suche auf The Zero || Technik || Verlinken || Email an The Zero || Startseite

The Zero © 2000-2010 Andrew Vachss. Alle Rechte vorbehalten.