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In Sachen Dobermann
von Andrew Vachss


Draußen vor Floods Studio war alles verlassen, nichts los in den Hallen. Ich drückte nach dem Frachtaufzug und lief zur Treppe, als ich hörte, wie er sich in Bewegung setzte. Checkte den Fahrstuhleingang, keiner da. Der Plymouth hockte unberührt, wo ich ihn gelassen hatte. Ich erwartete nichts anderes - jeder Doofe, der die Reifen abzunehmen versuchte, mußte rasierklingenfeste Handschuhe tragen, nur für Anfänger.

Ich war im Büro zurück, just als die Sonne über den Hudson kam. Ein paar einzelne Männer standen im Angelzeug an den Piers und richteten sich für den Tag ein. Die Fische im Hudson geben nicht viel her, werden weder groß, noch haben sie leuchtende Farben. Aber die Jungs, die da unten fischen, erzählen mir, daß sie einen Höllenkampf liefern. Ich stellte mir vor, daß jeder Fisch, der im Hudson River überlebte, taff sein mußte wie ein Hund, der im Asyl aufwächst. Oder wie ein Kind, das beim Staat aufwächst.

Ich stellte den Wagen weg und nahm mir vor, ihm etwas kosmetische Chirurgie zukommen zu lassen, bevor ihn dieser Fall mit Flood zu auffällig machte. Ging hinauf, deaktivierte alles und sperrte mir auf. Pansy schenkte mir ein halbherziges Knurren, bloß um mir zu zeigen, daß sie im Dienst war, dann peste sie rüber und wedelte mit ihrem Stummelschwanz. Sogar ohne das Sicherheitssystem wußte ich, daß keine Besucher dagewesen waren. Pansy war aus demselben Holz wie mein alter Dobermann names Devil geschnitzt, und niemand kam hier rein, ohne daß der Krieg ausbrach.

Das war einmal passiert, und es gab Blumberg die große Chance, sich wie ein echter Anwalt aufzuführen. Ich versteckte einen gewissen Herrn in meinem alten Apartment. Er teilte mir mit, daß Leute ihn suchten, aber er sagte nicht, daß diese Leute blaue Joppen und Abzeichen statt Büroanzügen trugen. Jedenfalls, während ich weg war und wieder ein paar Kisten zu richten versuchte, kamen die Cops und beschlossen, meinem Besitztum eine Vollmacht der Firma Smith & Wesson angedeihen zu lassen. Sie donnerten die Tür ein, und Devil schlug mitten zwischen ihnen ein. Mein Klient hatte mehr als reichlich Zeit, durchs hintere Fenster zu verschwinden, und Devil schnappte sich zwei der Cops, bevor sie klüger waren und sich zurückzogen und der Tierschutzverein eintraf. Diese Kasper verpaßten meiner Hündin eine Ladung Tranquilizer und karrten sie ins Asyl. Als ich endlich herausfand, was ablief, war sie bereits hinter Gittern und wartete auf Adoption oder Hinrichtung, was zuerst kam. Genau wie eine Masse Kids in den Waisenhäusern.

Der Tierschutzverein wollte sie mir zuerst nicht zurückgeben, sie sagten, der Schwerkriminalitätstrupp wolle sie zum Beweis behalten. Die Wichser - ich wußte, daß sie nie redete. Jedenfalls, als ich endlich bewies, daß der Dobermann wirklich meine Hündin war, teilten sie mir mit, sie würde bis zur Adoption festgehalten. Ich dachte mir, sie könnten das ernst gemeint haben, da sie ein viel zu edles Tier war, um einfach in die Gaskammer gesteckt zu werden, aber ich war nicht bereit, sie so leicht aufzugeben. Also suchte ich Blumberg auf.

Glücklicherweise war es da bereits später Nachmittag, und das Nachtgericht trat bald zusammen. Ich erklärte Blumberg den Vorfall, und er eröffnete seine gewohnt sensible Sondierung: "Burke, hast du das Geld, mein Junge?"

"Wieviel, Blumberg?"

"Tja, das ist eine größere Sache, mein Junge. Ich kenne keinen juristischen Präzedensfall, der hierfür in Frage kommt. Wir müssen hier ein Gesetz schaffen, es bis vors Appellationsgericht bringen, vielleicht sogar in den Süddistrikt. Du und dein sauberer Hund, ihr habt verfassungsmäßige Rechte, und ohne Rechtsmittel gibt es keine Rechte. Und Rechtsmittel sind, wie du weißt, nicht billig."

"Blumberg, ich hab'nen glatten Hunni, basta. Nicht einen Groschen mehr. Und ich will eine Garantie, daß ich meine Hündin wiederkriege."

"Bist Du närrisch? Keine Garantie - das ist in meinem Beruf die Regel. Warum? Ich kann von der Kammer ausgeschlossen werden, wenn ich so was nur erwähne."

"Du meinst, du bist nicht?"

"Das ist nicht lustig, Burke. Die Sache wurde fallengelassen. All die gegenstandslosen Anschuldigungen wegen Fehlverhaltens meinerseits sind aus den Akten getilgt worden."

"Was ist mit den Anschuldigungen, die nicht gegenstandslos waren?"

"Burke, wenn du mit deiner negativen Einstellung so weitermachst, können wir nicht ins Geschäft kommen."

"Sam, komm schon, ich mein's ernst. Ich weiß, daß du der Beste im Geschäft bist, wenn du bloß willst. Hier geht's nicht um irgendeinen Ganoven, der ein Jahr nach Riker's Island geht. Meine Hündin hat nichts getan - und diese Mistkerle vom Tierschutzverein sind fähig, sie zu vergasen, wenn ich sie nicht rauskriege."

"Oh, ein Fall mit möglicher Todesstrafe, oder? Tja, normalerweise fordere ich siebeneinhalb für kapitale Fälle, aber angesichts des Umstands, daß du es bist, übernehme ich den Fall für die fünfhundert, die du geboten hast. Hast du sie bei dir?"

"Sam, ich sagte einen Hunni, nicht fünf. Ich verdopple - mehr kann ich nicht. Hälfte voraus, Hälfte, wenn's vorbei ist."

"Bist Du vollkommen verrückt, mein Junge. Sei vernünftig. Wo bliebe ich, wenn ich zuließe, daß meine Klienten die halbe Gage zurückhalten, bis sie zufrieden sind?"

"Du wolltest für fünfzig Prozent deines üblichen Satzes arbeiten."

"Ich bin gewillt, diesen Kommentar angesichts der Tatsache, daß du offensichtlich wegen des möglichen Verlustes deines geliebten Schoßtieres gramgebeugt bist, zu ignorieren. Und, mein Junge, wie es so passiert, hast du Glück. Richter Seymore hat heute den Vorsitz, weil sie ihren Terminplan so bepackt haben. Da er Richter am Obersten Gerichtshof ist, werden wir nicht bis morgen früh warten müssen, um deinen Antrag auf Haftverschonung einzubringen."

Und es lief, wie Blumberg sagte. Er war zu gewitzt, um zu versuchen, den Fall auf die Tagesordnung zu setzen, da das Nachtgericht nur zu Anklageerhebung dient; also wartete er, bis er in einem Fall von Ladendiebstahl vor dem Richter war. Bevor der arme Mandant überhaupt wußte, wer sein Anwalt war, hatten Blumberg, der Staatsanwalt und der Richter den Fall geschwind in Ungebührliches Betragen abgewandelt. Den Mandanten traf eine Fünfzig-Dollar-Geldbuße und eine bedingte Verfahrenseinstellung, und er wurde rüber zur Protokollführerbank geführt, während er Blumberg immer noch dafür zu danken versuchte, daß er ihn vor den zehn Jahren Haft gerettet hatte, die ihm der fette Mann als durchaus im Bereich des Möglichen liegend garantiert hatte. Dann zog Blumberg seine Weste über den ausladenden Bauch, räusperte sich mit derartiger Autorität, daß das gesamte Gericht verstummte, und widmete sich dem Richter mit tönendem Bariton:

"Euer Ehren, an diesem Punkt habe ich im Namen meines Klienten, der im Augenblick eingekehrt ist und die Hinrichtung erwartet, einen außerordentlichen Antrag zu stellen."

Der Richter wirkte verwirrt. Seine Kumpel drüben am Obersten Gericht hatten ihm alles verraten, was bei der Nachtklage geschehen konnte, aber nichts hatte ihn auf dies hier vorbereitet. Er blickte scharf zu Blumberg auf, und mit der Stimme, die eine Mischung aus purer Verachtung und Einschüchterungsversuch sein sollte, sagte er: "Herr Verteidiger, sicher ist ihnen klar, daß dieses Haus nicht das passende Forum für solche Angelegenheiten ist."

Blumberg ließ sich nicht abschrecken. "Euer Ehren, wenn das Haus gestattet. Euer Ehren sind Richter im Obersten Gericht und, so ich das hinzufügen darf, ein äußerst einflußreicher Rechtskundiger. In der Tat weiß ich aus persönlicher Erfahrung, daß Euer Ehren grundsätzlich Rechtsmeinung viele Jahre lang verbindlicher Lehrstoff für Rechtsstudenten war. Als bestallter Richter am Obersten Gericht verfügen Euer Ehren über die Jurisdiktion bei schlüssig dargelegten, außerordentlichen Eingaben, und Euer Ehren sollten sich bewußt sein, daß diese Angelegenheit von äußerst dringlicher Brisanz ist, ist doch, und das mit Gewißheit, das Leben meines Klienten überaus bedroht."

Der Richter versuchte einzuschreiten und sagte: "Herr Verteidiger, wenn sie gestatten", aber ebensogut hätte er versuchen können, eine hungrige Ratte mit Käse fernzuhalten. Blumberg wischte die schwachen Versuche des Richters, seinen rhetorischen Lavafluß zu stoppen, beiseite und knallte ihm gleichzeitig sein Meisterstück vor.

"Euer Ehren, wenn das Haus gestattet. Ein Leben ist ein heilig Ding - man trampelt nicht darauf herum oder befindet es für gering. Das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Rechtssystem muß mit aller Wachsamkeit geschützt werden, und wer wäre besser für die Rolle des Beschützers geeignet, als ein Richter des Obersten Gerichtshofes? Euer Ehren, mein Klient gewärtigt den Tod - einen grausamen und schändlichen Tod durch die Hände von Vertretern des Staates. mein Klient hat nicht gefehlt, und doch kann mein Klient in eben dieser Nacht sterben, falls Euer Ehren mein Plädoyer nicht hören. Die Herren Pressevertreter" - hier wies Blumberg mit einem Handschwung auf einen einsamen Hofberichterstatter der Daily News, als ob der arme Junge eine ganze Galerie beflissener Schreiberlinge darstellte - "befragten mich zu dieser Sache, bevor ich den erlauchten Gerichtssaal betrat, und selbst so abgehärtete Männer wie sie wunderten sich, wie eine Sache wie eine überstürzte Exekution ohne Verfahren eigentlich in diesen, unseren Vereinigten Staaten stattfinden könne. Euer Ehren, dies ist Amerika, nicht der Iran!" Hierauf begann sich die ausgefranste Ansammlung von Krücken, Versagern und Lumpenproletariern zu rühren, und ihr gedämpftes Brummen möbelte Blumberg auf wie eine Bluttransfusion. "Selbst der gemeinste Schurke hat Anspruch auf ein entsprechendes Verfahren - selbst der Ärmste unter uns hat Anspruch auf den Tag des Gerichts. Wenn Euer Ehren mir nur erlauben möchten, die Fakten in diesem Fall darzulegen, so bin ich gewiß, daß Euer Ehren genauestens sehen -"

"Herr Verteidiger, Herr Verteidiger, bitte. Mir fehlt noch das Verständnis dafür, wovon sie reden, und, wie sie wohl wissen, ist unsere Tagesordnung heute abend sehr umfangreich. Aber im Interesse der Justiz und auf ihre Einlassung hin, daß sie sich kurz fassen werden, werde ich ihren Antrag hören."

Blumberg fuhr mit der Hand durch das, was von seinem räudigen Haar übrig war, holte tief Atem, hielt inne, um sich zu vergewissern, daß jedes Auge und Ohr auf ihn konzentriert war, und prellte dann vor. "Euer Ehren, letzte Nacht wurder der Grund und Boden, auf dem mein Klient arbeitet, von bewaffneten Polizeibeamten heimgesucht. Diese Beamten waren nicht mit Schriftstücken ausgestattet; sie waren nicht mit Verdachtsmomenten ausgestattet, sie waren nicht mit einer Rechtfertigung ihrer Tat ausgestattet. Aber sie waren mit tödlichen Waffen ausgestattet, Euer Ehren. Die Tür wurde eingetreten - mein Klient wurde gewaltsam physisch angegriffen - und als er kühn einer unrechtmäßigen Festnahme zu widerstehen suchte, rief die Polizei zusätzliche Kräfte herbei und schoß brutal mit einem sogenannten Betäubungsgewehr auf meinen Klienten, womit sie ihn fühllos und zum Widerstand unfähig machten. Dann wurde mein Klient die Treppe hinab und in einen Käfig gezerrt und wird nun gegen seinen Willen festgehalten. Man teilte mir mit, daß mein Klient standrechtlich exekutiert wird, möglicherweise in eben dieser Nacht, wenn dieses Haus nicht interveniert und eine Tragödie verhindert."

"Mr. Blumberg. Sie bringen hier eine erschreckende Anklage vor. Ich weiß von keinem derartigen Vorfall. Wie lautet der Name des Klienten?"

"Der Name meines Klienten lautet... äh, der Name meines Klienten lautet Dobermann, Euer Ehren."

"Dobermann, Dobermann. Was ist ... wie lautet der Vorname ihres Klienten, wenn sie gestatten?"

"Nun, Euer Ehren, tatsächlich ist mir zu diesem Zeitpunkt der volle Namen meines Klienten nicht geläufig. Jedoch ist meines Klienten Besitzers im Saal", er gestikulierte rüber zu mir, "und wird mit dieser Information dienen."

"Ihres Klienten Besitzer? Herr Verteidiger, falls sie das für einen Scherz halten -"

"Ich versichere ihnen, daß es kein Scherz ist, Euer Ehren. Vielleicht haben sie in den Spätzeitungen über den Fall gelesen?"

Plötzlich dämmert ihm ein Licht. "Herr Verteidiger, beziehen sie sich etwa auf die Bemühungen der Polizei, heute am frühen Abend an der Lower East Side einen flüchtigen Gesetzesbrecher zu stellen?"

"Exakt und präzise, Euer Ehren."

"Aber ich las, daß der Flüchtige entkam."

"Ja, Euer Ehren, der Flüchtige entkam - aber nicht mein Klient. Und mein Klient wird ohne eigenes Verschulden beim Tierschutzverein festgehalten und wird hingerichtet werden, wenn er seinem rechtmäßigen Besitzer nicht zurückgegeben werden kann."

"Mr. Blumberg! Wollen sie sagen, daß ihr Klient ein Hund ist? Sie dringen in meinen Gerichtssaal mit einer Habeas-Corpus-Verfügung für einen Hund ein?"

"Euer Ehren, bei aller gebührenden Achtung, ich ziehe es vor, diesen außerordentlichen Antrag in Anbetracht der einzigartigen Natur meines Klienten hierbei als eine Verfügung nach Habeas canis zu bezeichnen."

"Habeas canis. Herr Verteidiger, dieses Gericht gibt sich nicht als Gegenstand des verdrehten Sinns für Humor eines einzelnen Anwalts her. Verstehen sie das?"

"Euer Ehren, bei aller gebührenden Achtung, ich verstehe das vollkommen. Aber hätte ich den langen Wege des herkömmlichen zivilen Rechts zu beschreiten, ich hätte keinen Zweifel, daß mein Klient verblichen wäre, noch bevor ich auf die Tagesordnung kommen könnte. Euer Ehren, unabhängig davon, wie wir ein Gericht nennen, sei es eine Strafkammer, der Oberste Gerichtshof, ein Nachlaßgericht oder Familiengericht, es sind alles Kammern von Recht und Gesetz. Sie sind Foren, durch welche wir als Volk unser Recht auf Gerechtigkeit ausüben. Mein Klient mag ein Hund sein - und ich kann freimütig sagen, daß ich als solche von diesem Haus bezeichnete Individuen vor eben diesem Gericht vertreten habe, selbst wenn sie sowohl Vor - als auch Familiennamen besaßen - aber mein Klient ist dennoch ein lebendes Wesen. Ist nicht das Leben an sich gesegnet und heilig? Kann ein Anwalt, den man gebeten hat, das Leben eines geliebten Haustieres zu schützen, sich deswegen verweigern, weil ein paar verfahrensmäßige Feinheiten im Wege stehen?"

Inzwischen ritt Blumberg auf den Grundfesten des überfüllten Gerichtssaales - Menschen, die normalerweise nicht mal zwinkern würden wegen irgendwelcher in Krematorien geschmissener Babys, ereiferten sich über diesen Fall von Tiermißhandlung. In der seltenen Position, einen populären Fall zu vertreten, prellte der fette Anwalt vor. "Euer Ehren, an diesem Punkt muß ich sagen, daß ich lieber einen Hund in Amerika wäre als einer jener sogenannten Bürger in Ländern, die sich nicht unserer Freiheiten und Grundrechte erfreuen. Mein Klient hier ist nicht der erste Klient, den ich vertrete und der die Verfahrensweisen dieses Hauses nicht kennt, und er wird nicht der letzte sein. Mein Klient hat seine Pflicht getan. Er gab sein Letztes für seinen Besitzer - muß er auch sein Leben geben? Mein Klient ist jung, Euer Ehren. Falls er einen Fehler beging, so war der Fehler ehrenwerter Natur. Wie hätte er wissen sollen, daß die Menschen, die seines Meisters Tür zertrümmerten, rechtmäßig Bedienstete der Polizei waren? Vielleicht hielt er sie für Einbrecher oder bewaffnete Räuber oder irrgekiffte Wahnsinnige. Es gibt gewiß genug von diesen Leuten in unserer schönen Stadt. Euer Ehren, ich bitte euch, schont meines Klienten Leben. Laßt ihn noch einmal im Sonnenschein herumtollen, seinen erwählten Beruf ausüben, vielleicht Nachkommen zeugen, die den stolzen Namen Dobermann fortführen werden. Ein Leben ist heilig, Euer Ehren, und kein Mensch sollte leichtfertig über eines verfügen. Das, Euer Ehren, so unterbreite ich in aller Ehrfurcht, ist Sache des Allmächtigen, und Seine allein. Ich bitte dieses Haus, lassen sie meinen Klienten frei!"

Bis dahin weinte Blumberg regelrecht, und die Zuschauermenge war klar auf seiner Seite - selbst der Gerichtsbediensteten stets gegenwärtiges Hohnlächeln war Blicken voller Mitleid für ein vom Auslöschen bedrohtes junges Leben gewichen.

Der Richter versuchte es noch einmal, wußte aber, daß er zum Scheitern verdammt war "Herr Verteidiger, können sie zur Unterstreichung ihrer Argumente einen einzigen Präzedenzfall zitieren?"

"Euer Ehren", klinkte sich Blumberg aus, "einem jeden Hund gebührt sein Tag!" Und er kriegte die vielleicht ersten stehenden Ovationen, die im New Yorker Nachtgericht je gegeben wurden.

Der Richter zitierte mich zum Tisch, vergewisserte sich, daß ich der Hundebesitzer war, und nahm uns alle nach hinten in sein Zimmer. Er machte einen raschen Anruf beim Tierschutzverein, informierte einen durch und durch eingeschüchterten Wächter über die mögliche Straffälligkeit, der sie sich gegenübersahen, falls sie meinen Hund töteten. Bloß um sicherzugehen, tippte ich einen Entlassungsschein auf bedrucktem Amtspapier vom Schreibtisch der Sekretärin, während dem Richter von Blumberg zu seiner juristischen Weisheit gratuliert wurde. Ich holte meinen Hund ab und nahm ihn zum Maulwurf auf den Schrottplatz, wo er sich dem Rudel anschließen konnte. Niemand kennt den Namen auf des Maulwurfs Geburtsurkunde, aber er lebte unter der Erde, und er ist verläßlich wie der Tod. Ich hörte später, daß Blumberg zig Fälle aus der Galerie einsammelte, während ich weg war. Die meisten Typen haben nicht mal den Schneid, aufs Eingemachte zurückzugreifen, wenn sie es müssen, aber Blumberg hatte tatsächlich etwas drauf, wenn er es tat.

Während des Dobermanns Nachfolgerin ihr Hausdach abstöberte, hob ich an, die Vorbereitungen für die kommende Jagd zu treffen.

© 1998 Andrew Vachss. All rights reserved.

Auszug aus dem Roman Kata von Andrew Vachss.



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